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Anleihen-ETFs

Anleihen-ETFs: Alles was du über Anleihen wissen musst

Anleihen stellen als risikoärmere Anlage im Vergleich zu Aktien eine gute Möglichkeit dar das Risiko im Depot zu reduzieren. Dabei gibt es jedoch erhebliche Unterschiede und nicht jeder Anleihen ETF eignet sich als risikoarme Anlage. Welche Arten von Anleihen gibt es und was sind die möglichen Risiken bei Anleihen ETFs? Darum geht es in diesem Blogartikel.

Inhalt

Was sind Anleihen-ETFs?

Aktien stellen das Eigenkapital von Unternehmen dar, als Aktionär seid ihr Miteigentümer von Unternehmen und werdet entsprechend am Gewinn beteiligt. Anleihen stellen hingegen Fremdkapital dar. Als Anleihen Gläubiger leiht ihr den Schuldnern euer Geld und erhaltet dafür Zinsen. Im Gegensatz zu Aktien haben Anleihen in der Regel eine begrenzte Laufzeit, nach der man sein Kapital zurückerhält. Als Fremdkapitalhalter hast du einen vorrangigen Anspruch auf dein Kapital + Zinsen – sollte ein Unternehmen insolvent gehen, werden deine Ansprüche zuerst bedient, die Aktionäre haben lediglich einen Anspruch auf den Rest.

Generell sollte man sein Vermögen in einen riskanten und einen risikoarmen Teil aufgliedern. Die Unternehmen mit einem hohen Investitionsbedarf können sich durch die Aufnahme von Fremdkapital / Herausgabe von Anleihen leichter finanzieren. Die Aktionäre müssen keine zusätzlichen Mittel einbringen bzw. es müssen keine Stimmrechte an neue Aktionäre abgegeben werden.

Anleihen-ETFs: Alles was du über Anleihen wissen musst 1
Darstellung einer Bilanz

Wie man im Bild anhand einer exemplarischen Beispielbilanz sehen kann, setzt sich die Finanzierung des Vermögens dann aus Eigen- und Fremdkapital zusammen. Das Fremdkapital hat dabei einen Primäranspruch. Kommt es zu einer Abnahme des Vermögens muss diesen Verlust vollständig das Eigenkapital tragen. Wenn kein Eigenkapital mehr vorhanden ist, geht das Unternehmen in der Regel in den Bankrott und die Fremdkapitalgeber bekommen den Rest des noch vorhandenen Vermögens. Die Eigenkapitalgeber gehen leer aus. Nimmt das Vermögen hingegen zu, müssen nur die vorher festgelegten Zinsen an die Fremdkapitalgeber gezahlt werden und vom Mehrgewinn profitieren nur die Eigenkapitalgeber, deren Anteil am Gesamtvermögen zunimmt.

Was macht das Risiko von Anleihen aus?

Die Risiken von Anleihen können in 3 verschiedene Kategorien unterteilt werden:

  • Zinsänderungsrisiko
  • Bonitätsrisiko
  • Währungsrisiko

 

???? Zinsänderungsrisiko

Anleihen haben eine begrenzte Laufzeit, diese kann von wenigen Monaten bis zu 100 Jahren sein. Je länger ihr das Geld verleiht, desto höhere Zinsen bekommt ihr in der Regel. Wenn ihr die Anleihe dann bis zum Ende der Laufzeit haltet seid ihr vom Zinsänderungsrisiko nicht betroffen. Wenn ihr hingegen vorher bereits wieder an euer Geld wollt, könnt ihr die Anleihe zwar jederzeit an der Börse verkaufen, allerdings kann ihr Preis genauso wie bei Aktien schwanken. Diese Schwankungen hängen vom Zinsniveau ab.

Beispiel: Wenn ihr 2005 als die Zinsen noch deutlich höher standen eine 30-jährige Anleihe gekauft habt, bekommt ihr bis heute jedes Jahr hohe Zinsen ausbezahlt. Da man am Markt deutlich geringere Zinsen bekommt ist jeder Käufer bereit euch heute einen Aufpreis für eure Anleihe zu zahlen. Und da diese mit 15 Jahren Restlaufzeit noch recht lange hohe Zinsen zahlt, macht es sie umso wertvoller. 

Somit ist die Restlaufzeit von Anleihen der wesentliche Faktor für das Zinsänderungsrisiko. Bei einem Anstieg des Zinsniveaus fallen die Anleihen mit den längsten Restlaufzeiten am stärksten im Preis. Die die hingegen nur noch eine kurze Restlaufzeit haben, sind nur wenig betroffen. Geldmarkt ETFs haben die geringste Restlaufzeit.

Abhängig von der Restlaufzeit gibt es verschiedene Kategorien von Anleihen ETFs. Ein ETF mit Anleihen einer bestimmten Restlaufzeit wie beispielsweise 5 bis 7 Jahre setzt dabei immer auf Anleihen mit dieser Restlaufzeit. Das heißt wenn die 7-jährige Anleihe nach 3 Jahren nur noch weniger als 5 Jahre Restlaufzeit hat, fliegt sie aus dem ETF. Dafür werden wieder neue Anleihen mit 5- bis 7-jähriger Restlaufzeit aufgenommen.

 

???? Bonitätsrisiko

Wenn ihr euer Geld einem Staat wie Deutschland oder den USA leiht, könnt ihr sicher sein, dass ihr dieses zurückbekommen werdet. Bei Staatsanleihen von Ländern wie Argentinien und Griechenland oder Unternehmensanleihen besteht hingegen das Risiko, dass diese in die Zahlungsunfähigkeit rutschen und ihr auf euren Forderungen sitzen bleibt. Dieses Risiko wird Bonitätsrisiko genannt.

Das jeweilige Risiko eines Emittenten müsst ihr jedoch nicht selbst abschätzen, sondern das wird professionell von Rating Agenturen gemacht. Die bekanntesten Ratingagenturen Standard & Poors, Fitch und Moody’s vergeben dabei Ratings von AAA (höchste Bonität) bis D (Ausfall). Eine wichtige Grenze ist dabei BBB, bei welchem Emittenten gerade noch zum risikoärmeren Investment Grade dazugezählt werden. Alle darunter werden als Speculative Grade / High Yield eingestuft und müssen wegen ihres höheren Risikos auch deutlich höhere Zinsen zahlen. Da das Risiko der Zahlungsunfähigkeit mit dem allgemeinen Marktrisiko einhergeht, brechen die Anleihen von Emittenten, die nicht erstklassiger Bonität sind im Aktienmarktcrash auch mit ein, wenn in der Regel auch nicht ganz so stark.

Auch innerhalb eines Schuldners kann es verschiedene Abstufungen von Anleihen geben. Zuerst werden sogenannte Senioranleihen bedient. Zusätzlich werden von manchen Unternehmen sogenannte Nachranganleihen herausgegeben, die zwar noch vor den Aktionären, allerdings erst nach den Senioranleihen bedient werden. Außerdem kann es sein, dass Anleihen mit einem Pfand ausgestattet sind (sogenannte Pfandbriefe). Auf dieses können die Gläubiger im Fall der Zahlungsunfähigkeit zurückgreifen, wodurch das Risiko deutlich geringer ist.

???? Währungsrisiko

Wenn du Wertpapiere aus einem anderen Währungsraum kaufst, gehst du immer auch ein Währungsrisiko mit ein. Bei Aktien kann dies in der Regel ignoriert werden, da die Aktien an sich deutlich stärker schwanken und die Währungsschwankungen da nicht mehr stark ins Gewicht fallen. Anleihen schwanken hingegen deutlich weniger, wodurch das Währungsrisiko viel ausmachen kann. Bei Investition in Anleihen ETFs außerhalb des Euroraums macht es daher meist Sinn, auf ETFs zu setzen die das Währungsrisiko mit Derivaten hedgen. Diese kannst du mit unserer Filterfunktion auswählen.

 

????️ Arten von Anleihen (ETFs)

was sind anleihen-etfs?

Nach Emittent:

  • Staatsanleihen
    • Industrieländer
  • Unternehmensanleihen
    • High Yield (manchmal auch Fallen Angels genannt)
  • Geldmarkt: auf dem Geldmarkt werden ultra kurz laufende Verbindlichkeiten meist zwischen Banken gehandelt, aufgrund der kurzen Laufzeit gibt es kein Zinsänderungsrisiko, dafür ist die Verzinsung allerdings auch am geringsten
  • Aggregat Anleihen ETFs: Aggregat ETFs setzen sich aus Staats- & Unternehmensanleihen zusammen, dabei sollte im Factsheet geschaut werden, wie groß der jeweilige Anteil ist
Welche Arten von Anleihen-ETFs gibt es?

Nach Typ:

  • Fixkuponanleihen: Der Standard unter den Anleihen sind Fixkuponanleihen, die jährlichen einen fixen Betrag an die Gläubiger auszahlen.
  • Nullkuponanleihen: Die auch Zerobonds genannten Anleihen schütten während der Laufzeit keinen Zinsen aus. Die gesamte Verzinsung wird am Laufzeitende zusammen mit dem Nominalbetrag ausbezahlt.
  • Variabel verzinste Anleihen: Die auch Floater genannten Anleihen passen ihre Zinszahlungen regelmäßig an den aktuellen Marktzins an. Dadurch tragen diese kein Zinsänderungsrisiko, haben in der Regel aber auch eine niedrigere Verzinsung.
    • Inflationsindexierte Anleihen: Eine Untergruppe von variabel verzinsten Anleihen sind inflationsindexierte Anleihen. Diese passen sich regelmäßig an die aktuelle Inflationsrate an und können dadurch vor unerwarteten Inflationsanstiegen schützen. Entwickelt sich die tatsächliche Inflation lediglich wie oder geringer wie die vorher bereits erwartete, würdet ihr mit einer regulären Anleihe einen höheren Ertrag erzielen. Die von den USA ausgegebenen inflationsindexierten Anleihen werden TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) genannt.
  • Wandelanleihen: Bei Wandelanleihen handelt es sich um Anleihen, bei denen der Käufer das Recht hat, diese in einem festgelegten Verhältnis in Aktien einzutauschen. Ab einem bestimmten Aktienpreis macht es Sinn seine Anleihen in Aktien umzuwandeln. Somit genießen Wandelanleihen-Inhaber bei einem schlechten Verlauf die höheren Sicherheiten von Anleihen, profitieren bei gutem Verlauf jedoch von den Chancen von Aktien. Durch diese vorteilhafte Stellung bekommen sie in der Regel weniger Zinsen.

 

???? Wichtige Kennzahlen

  • Ausschüttungsrendite: Aktuelle Rendite die der ETF ausschüttet (wie Dividendenrendite)
  • Duration: Die Duration ist die geldgewichtete Restlaufzeit einer Anleihe. Da ihr bei Kuponanleihen bereits vor Laufzeitende über die Kupons einen Teil eures Kapitals zurückerhaltet, ist die Duration bei diesen geringer als die Restlaufzeit
  • Kupon: Höhe des bei Emission der Anleihe festgelegten jährlichen Zinses
  • Modified Duration / Optionsbereinigte Duration: Maß für ungefähre % Änderung des Anleihenpreises bei einer 1%igen Zinsänderung
    • Beispiel: Anleihe mit einer Modified Duration von 4,3, wird bei einem 1% Zinsanstieg um ungefähr 4,3% fallen
  • Yield to maturity: jährliche Effektivverzinsung bei Halten bis zum Laufzeitende

 

Sind Anleihen-ETFs noch sinnvoll? | Wann Anleihen für dich Sinn machen

???? 1. Als risikoarme Anlage:

Aufgrund der oben beschriebenen Risiken bieten sich lediglich Staatsanleihen bester Bonität mit kurzer Restlaufzeit und ohne Währungsrisiko als risikoarme Anlage an. In der aktuellen Niedrigzinsphase rentieren diese jedoch negativ. Daher empfiehlt es sich bei einem insgesamt risikoarmen Portfolioteil von < 100.000 € pro Bank diesen auf dem Tagesgeldkonto oder Sparbuch zu lassen. Bis 100.000 € pro Person und Bank schützt euch bei einem Ausfall der Bank die Einlagensicherung. Bei Vermögen mit größerer risikoarmer Anlage empfiehlt es sich, sein Vermögen entweder auf mehrere Banken zu verteilen oder eben doch in oben genannte Staatsanleihen zu investieren.

???? 2. Als risikoreiche Beimischung:

Investment Grade Unternehmensanleihen und Staatsanleihen mit langer Laufzeit stellen eine Anlage mit mittlerem Risiko dar. Sie können als eine etwas defensivere Beimischung zur Diversifikation im Portfolio beitragen.

High Yield Unternehmens- und Schwellenländer Staatsanleihen bringen ein höheres Risiko mit sich und haben zudem die Eigenschaft wesentlich stärker mit dem Aktienmarkt korreliert zu sein / zu schwanken. Sie können auch als Diversifikation ins Portfolio mit aufgenommen werden, werden in einem Aktienmarktcrash aber voraussichtlich mit in die Tiefe gezogen.

 

???? Wie finde ich den richtigen Anleihen-ETF?

Mit unserem Anleihen-Finder kannst du schnell und einfach eine Übersicht aller Anleihe-ETFs erhalten. Folge einfach den nachfolgenden Schritten oder klicke auf den grünen Button.

  • Schritt 1: Gehe auf unsere Startseite www.etf1.de
  • Schritt 2: Klicke auf den Filter „Anlageklasse“ und wähle „Anleihen“ aus (optional kannst du auch noch eine Unteranlageklasse wählen)
  • Schritt 3: Du erhältst eine Liste mit Anleihen-ETFs, die du mit unseren Filtern noch genauer sortieren kannst
etf anleihen
Filter „Anlageklasse“
Anleihen-ETFs: Alles was du über Anleihen wissen musst 2
Filter „Anlageklasse“

 

Pascal Kielkopf

Content Manager

Pascal Kielkopf ist einer unserer ETF-Experten. Er ist bereits seit 2013 selbst investiert und besitzt viel Praxiserfahrung. Durch sein Masterstudium im Bereich Finanzen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt hat er sich ein breites Wissen zu vielen Finanzthemen, insbesondere dem passiven Investieren in ETFs angeeignet. Ferner hat Pascal bereits beim Indexanbieter Solactive in der Produktentwicklung gearbeitet und weiß genau, wie ETFs entstehen und wie der Handel funktioniert.

Disclaimer: Der Inhalt dieses Artikels dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine Anlageberatung und keine Kaufempfehlung dar. Er kann und soll eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen. Entscheidungen, die aufgrund von hier gemachten Angaben getroffen werden, erfolgen stets in eigener Verantwortung. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen.

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