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ETF-Schnellkurs 8/9: Die Portfoliotheorie kurz erklärt

Dr. Markus Thomas ist Autor des Ratgebers „Das ETF-Anlegerbuch“ und Chef des ETF-Analysehauses XENIX in Berlin. Dies ist der achte Artikel seines 9-teiligen ETF-Schnellkurses zum erfolgreichen ETF-Portfolio als Gastbeitrag auf ETF1.

Inhalt

Wie Du sicher in den bisher schon veröffentlichten Artikeln unseres Schnellkurses feststellen konntest, ist das Investieren mit ETFs eine eigene Welt. Doch es ist erstaunlich, dass das Investieren mit börsengehandelten Indexfonds gewisse Ähnlichkeiten mit dem alltäglichen Einkauf von Lebensmitteln im Supermarkt hat.

+ Du benötigst eine Online-Bank, sprich einen Supermarkt.

+ Deine Online-Bank muss börsengehandelte Indexfonds im Angebot haben, sprich nicht jeder Supermarkt bietet solche „Delikatessen“.

+ Du musst wissen, in welcher Ecke des Supermarkts bzw. in welchem Regal Deine globalen Basis-ETFs (mit denen man das ETF-Sparen beginnen sollte) zu finden sind.

+ Hast Du das „ETF-Regal“ bei Deiner Online-Bank gefunden, gilt es die angebotene Auswahl nach Qualität und Kosten zu vergleichen.

An diesem Punkt gibt es allerdings einen merklichen Unterschied zwischen Online-Banking und dem Einkauf von Lebensmitteln: Im Supermarkt legst Du Deine Waren selbst in den Einkaufswagen, beim Online-Banking werden Dir nach einer Wertpapiertransaktion (über die Börse, quasi der anonyme Großmarkt im Hintergrund) Deine ETF-Anteile in Dein Depot eingebucht.

Das Investieren mit ETFs ist also vielschichtiger als Getränke oder Obst im Supermarkt um die Ecke einzukaufen. Diese Vielschichtigkeit bedeutet auch, dass auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette Kosten entstehen. Du erinnerst Dich sicher, dass geringe Transaktionskosten, gerade für ETF-Sparpläne, zu deutlich besseren Anlageergebnissen führen.

Für Dein Anlageergebnis entscheidend ist aber auch, wie Du Deinen „ETF-Einkaufskorb“ beim Online-Banking gestaltest.

Ein Wertpapierportfolio mit Deinen ETFs ist aus Sicht der Portfoliotheorie (die der Nobelpreisträger Harry Markowitz und andere seit den 1950er Jahren mathematisch-statistisch entwickelt haben) letztlich Dein Einkaufskorb!

ETF-Schnellkurs 8/9: Die Portfoliotheorie kurz erklärt 1

Abb. 1: Das Marktportfolio M und die sogenannte Kapitalmarktlinie CML als Darstellung aller effizienten Portfolios

In der dargestellten Rendite-Risiko Matrix stellt das Marktportfolio das effizienteste Portfolio dar. In der Praxis kommt diesem ein weltweit diversifizierter Basis Aktien-ETF am nächsten. In Kombination mit einer risikofreien Anlage rf lässt sich für jedes Risikoniveau ein effizientes Portfolio bilden. In der Praxis ist dies die Kombination mit einem weltweit gestreuten Basis Anleihen-ETF. Quelle: Investments von Bodie, Kane, Marcus

Mit Hilfe der Portfoliotheorie kannst Du folgende grundlegenden Fragen für Dich als Anleger beantworten:

+ Wie sollte mein (Einkaufs-)Korb mit Wertpapieren aussehen?

Mein Tipp: Zwei globale Basis-Anleihen- und Aktien-ETFs reichen Dir zum Start. Sie können zusammen schon mehrere tausend Anleihen und Aktien enthalten.

+ Wie streut man das Risiko innerhalb eines Wertpapierkorbes („portfolio diversification“)?

Mein Tipp: Zum Start solltest im Verhältnis 70:30 zugunsten von Aktien anlegen. Dieser Faustregel solltest Du solange folgen, bis Du in der Lage bist, das Portfolio-Risiko Deiner ETFs eigenhändig exakt auszurechnen.

Falls Du Deinen Wertpapier-Korb zu 100 % mit einem Aktien-ETF starten würdest, nutzt Du nicht die komplementären Eigenschaften, sprich den Diversifikationseffekt, von Anleihen (sichere Zinserträge) und Aktien (langfristig mögliche Kursgewinne und sehr wahrscheinliche Dividendenerträge). Kombiniere also unbedingt die beiden wichtigsten Anlageklassen Anleihen und Aktien, wenn Du Deinen ETF-Korb zusammenstellst.

+ Welche Anlageergebnisse kann man gemäß der Portfoliotheorie erwarten?

Wichtig ist, dass es keinen Gleichlauf der Renditen von weltweit anlegenden Anleihen- und Aktien-ETFs gibt.

Die zu erwartende Rendite Deines globalen ETF-Korbs mit zwei Basis-ETFs für Anleihen und Aktien entspricht dem gewichteten Mittelwert der Renditen der beiden ETFs. Wenn man davon ausgeht, dass Anleihen langfristig rund +2,0 % p.a. an Zinsertrag erwirtschaften und Aktien rund +5,0 % p.a. an Dividendenertrag plus Kursgewinnen erwirtschaften, könnte Dein 70:30-ETF-Depot eine Rendite von rund +4,1 % p.a. erzielen. Diese geschätzte Rendite kann natürlich auch bei der gewählten 70:30-Vermögensaufteilung über einen Zeitraum von 10 oder 15 Jahren höher oder tiefer ausfallen. Das hängt insbesondere von Deinem „Kostenmanagement“ und Deiner Ausdauer bei den Sparplänen ab. Je niedriger Deine tatsächlichen Kosten sind und je länger Du ansparst, desto mehr Rendite sind für Dich drin. 

+ Wie stark können die unsicheren Anlageergebnisse statistisch betrachtet schwanken?

Die Ein-Jahres-Volatilität ist eine der wichtigsten Kennzahlen, um die Schwankungsbreite der Preise Deines ETF-Korbs zu messen. Aktuell würde Dein Zwei-ETF-Depot mit den beiden Basis-ETFs für Anleihen und Aktien rund 10 % nach oben und unten schwanken. Die Ein-Jahres-Volatilität liegt also bei rund 10 %. Im Verhältnis zur geschätzten Rendite von rund +4,1 % bedeutet dies, dass Dein Rendite-Risiko-Verhältnis +4,1/10,0 = 0,41 beträgt. Dies ist ein akzeptables Ergebnis. Wenn Du also für jede 0,41 % an Rendite „nur“ 1 % an Schwankungsrisiko eingehen musst, sind das gute Ausgangsbedingungen.

Mein Tipp

Kaufe für Deine Zukunftsvorsorge im ersten Schritt einen marktbreiten Welt-Aktien-ETF. Im zweiten Schritt kannst Du Spare monatlich mit zwei globalen ETFs für Aktien und Anleihen an. Das Verhältnis von 70:30 für die monatliche

ETF-Investieren ähnelt einem Supermarkteinkauf, aber das Besondere am ETF-Investieren ist, dass Du bereits mit einem Korb von zwei Basis-ETFs die Portfoliotheorie selbst umsetzen kannst.

Denn ein Wertpapierkorb mit zwei markbreiten und globalen Basis-ETFs für Anleihen und Aktien entspricht einem Portfolio von bis zu 10.000 Wertpapieren, die durch die ETFs gebündelt nachgebildet werden. Bis vor wenigen Jahren hätten selbst glühende Anhänger der Portfoliotheorie es nicht für möglich gehalten, dass man bereits mit zwei globalen ETFs eine solche Diversifikation und damit ein unglaublich effizientes Portfolio aufbauen kann.

 


???? Im neunten Teil des neunteiligen ETF-Schnellkurses von Dr. Markus Thomas bekommst du Erfolgstipps für Deinen Weg mit ETFs zur Altersvorsorge.  

ETF-Schnellkurs 8/9: Die Portfoliotheorie kurz erklärt 2
Das ETF-Anlegerbuch. Alles über börsengehandelte Indexfonds.

Dr. Markus Thomas

Anleger-Mentor

Autor des Ratgebers „Das ETF-Anlegerbuch: Alles über börsengehandelte Indexfonds“ und Chef des ETF-Analysehauses XENIX in Berlin. Das ETF-Anlegerbuch kannst Du versandkostenfrei unter www.etf-anlegerbuch.de direkt bestellen. Oder über Amazon bzw. im Buchhandel mit der ISBN 9783982229034.

Disclaimer: Der Inhalt dieses Artikels dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine Anlageberatung und keine Kaufempfehlung dar. Er kann und soll eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen. Entscheidungen, die aufgrund von hier gemachten Angaben getroffen werden, erfolgen stets in eigener Verantwortung. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen.

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