Finanzplanung für Rentner
Inhaltsverzeichnis
- Finanzplanung für Rentner
- Wie hoch ist der Finanzbedarf?
- Die Versorgungslücke
- Wie viel dürfen Rentner hinzuverdienen?
- Warum Rentner auf weniger Risiko setzen (sollten)
- Warum Rentner kaum noch auf weniger Risiko setzen (können)
- Aktien nicht zu riskant für Rentner
- Eignen sich Sachwerte für die Finanzplanung im Alter?
- Fazit:
Auch im Rentenalter nimmt die Notwendigkeit der Finanzplanung nicht ab. Egal ob unvorhergesehene Kosten durch Modernisierung oder Gesundheitszustand entstehen, die Geldanlage weniger riskant werden soll oder ein Zuverdienst durch einen Nebenjob möglich werden soll: Auch im Alter wollen Einnahmen und Ausgaben gründlich geplant sein.
Wie hoch ist der Finanzbedarf?
Der Finanzbedarf von Rentnern ist in der Regel niedriger, als der vor dem Ruhestand. Dies hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Immobilien sind in der Regel spätestens dann abbezahlt, die Kinder stehen auf eigenen Beinen und viele Versicherungen, wie beispielsweise Lebensversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung sind nicht mehr länger notwendig. Auch Ausgaben für die Arbeit, wie repräsentative oder funktionale Arbeitskleidung oder der Arbeitsweg, fallen weg.
Auf der anderen Seite können allerdings auf der Ausgabenseite Mehrkosten entstehen, die folgenden Posten zuzuordnen sind:
- Modernisierung des Eigenheims
- Altersgerechter Umbau der Immobilie
- Reisen und Freizeit
- Gesundheitskosten wie Medikamente und Behandlungen
- Pflegekosten
Als Faustregel gilt dennoch, dass der Rentner zur Haltung seines Lebensstandards rund 70 % des vorherigen Nettoeinkommens benötigt.
Um den genauen Finanzbedarf zu ermitteln, ist es allerdings notwendig, diesen an den bisherigen Lebenshaltungskosten zu orientieren. Hierfür empfiehlt sich das Führen eines Haushaltsbuches. In der Regel ändern sich die Lebenshaltungskosten im Alltag kaum. Hinzugerechnet werden muss dann natürlich, welche Kosten durch mehr Luxus hinzukommen.
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Die Versorgungslücke
Bei vielen Rentnern ergibt sich aus den Rentenbezügen und sonstigen Einnahmen und den Ausgaben eine Differenz. Diese wird auch als „Versorgungslücke“ bezeichnet. Diese entsteht in der Regel dadurch, dass die laufenden Bezüge in der Rente im Vergleich zum ehemaligen Gehalt deutlich niedriger sind, der Lebensstandard jedoch nicht reduziert werden soll. Hinzu kommen zudem häufig Reisewünsche. Auch das Mehr an Freizeit mit Hobbys und anderen Beschäftigungen zu füllen, kann ins Geld gehen.
Die Altersvorsorge zielt in der Regel genau darauf ab, die Versorgungslücke zu füllen. Das Problem dabei ist allerdings, dass hierfür häufig ein bestimmter Vermögensanteil zur Verfügung steht, der natürlich begrenzt ist. Er besteht zudem nicht aus dem gesamten Vermögen, sondern nur aus Teilen, die liquidierbar sind. So ist es beispielsweise nicht möglich, das Eigenheim in das freie Vermögen zu rechnen, da dieses zum Eigenbedarf selbst benötigt wird und nicht stückchenweise verkauft werden könnte.
Das freie Vermögen sollte möglichst in der Lage sein, die Versorgungslücke möglichst lange zu füllen. Dies wird zu Beginn zu einem größeren Teil aus Zinsen möglich sein. Da häufig jedoch auch eine Kapitalentnahme erfolgen muss, um die Lücke zu stopfen, führt dies dazu, dass das Kapital immer weiter schmilzt und so auch die generierten Zinsen abnehmen. Deswegen ist hier eine sinnvolle Kalkulation notwendig. Natürlich muss das Vermögen sinnvoll angelegt sein, sodass der Gang zum Finanzberater auch im Rentenalter wichtig bleibt.
Wie viel dürfen Rentner hinzuverdienen?
Wer versuchen möchte, die Versorgungslücke so lange wie möglich damit zu stopfen, dass er noch einer Beschäftigung nachgeht, wird häufig enttäuscht werden. Ein Nebenjob eignet sich nur bis zu einer Höchstgrenze, um mehr Einkommen zu erzeugen. Danach werden die Einnahmen auf die Rente angerechnet.
Dabei gilt grundsätzlich, dass ein Minijob (mit derzeit 450 Euro Maximalverdienst) kein Problem darstellt. Der Grundfreibetrag wird dadurch nicht überschritten. Bei vielen Rentenarten, vor allem bei der Erwerbsminderungsrente, vorgezogene Altersrente und Witwenrente werden nach dessen Überschreitung die Rentenbezüge gekürzt. Teilweise sogar so stark, dass sich die Arbeit kaum lohnt. Da Freibeträge und Rentenkürzungen teilweise individuell berechnet werden, sollten sich Rentner bei ihrem Rentenversicherungsträger über die jeweils gültigen Zahlen informieren.
Wer eine Altersrente bezieht und die Regelaltersgrenze erreicht hat, kann prinzipiell unbegrenzt hinzu verdienen, ohne dass seine Rentenbezüge gekürzt werden würden. Allerdings sind Gehälter von mehr als 450 sozialversicherungs- und steuerpflichtig.
Warum Rentner auf weniger Risiko setzen (sollten)
Rentnern wird in Bezug auf die Finanzplanung immer wieder geraten, dass sie Anlagen wählen sollten, die möglichst wenig Risiko tragen. Dies hat verschiedene Gründe. Der Hauptgrund hierfür ist, dass bei den meisten Rentnern eine Versorgungslücke besteht. Zwischen den Einnahmen und den Wunschausgaben besteht also eine gewisse Differenz, die durch Anlagen gefüllt werden muss. Das führt dazu, dass Rentner oft langsam und schrittweise ihr Kapital aufzehren.
Das bedeutet, dass sie das Kapital innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ohne Verluste liquidieren können müssen. Haben sie das Geld beispielsweise ausschließlich in Aktien angelegt und der Markt befindet sich in einer anhaltenden Baisse, könnte ein finanzieller Engpass drohen oder Betroffene müssen das Kapital zu einem äußerst ungünstigen Zeitraum abziehen. Um dies zu verhindern, ist es notwendig, zumindest einen Teil des Kapitals sehr konservativ anzulegen.
Warum Rentner kaum noch auf weniger Risiko setzen (können)
Generell wird Rentner geraten, riskantere Anlagen spätestens zu Rentenbeginn umzuschichten und beispielsweise von Aktien abzuziehen und in sichere Staatsanleihen zu investieren. Dieser Tipp ist allerdings relativ alt und berücksichtigt nicht, dass
- Die Lebenserwartung und somit die Zeit als Rentner deutlich gestiegen ist.
- Es derzeit kaum noch Zinsen für festverzinsliche Geldprodukte gibt.
Beide Änderungen können für den Anleger jedoch von großer Bedeutung sein. Viele Rentner warten inzwischen etwas länger damit, ihr freies Kapital in Festgeld, Staatsanleihen und Co. zu investieren.
Die durchschnittliche Lebenserwartung ist seit den 1960ern um mehr als zehn Jahre gestiegen. Das bedeutet, dass viele Rentner eine eventuelle Versorgungslücke deutlich länger stopfen müssen.
Dabei ist es besonders hilfreich, wenn das Kapital so langsam wie möglich aufgebraucht wird, da dann mehr Geld zur Verfügung steht, um Gewinne zu generieren. Schon ein Prozentpunkt kann hier einen bedeutenden Unterschied machen. Das bedeutet: Je höher das Kapital und je höher die Rendite, umso länger reicht das Kapital oder umso mehr kann am Ende vererbt werden. Umgekehrt bedeutet dies jedoch auch: Je geringer die Rendite, umso schneller schmilzt das Kapital.
Da das zur Verfügung stehende Kapital endlich ist, bringt dies viele Rentner in ein Dilemma: Entweder sie akzeptieren, dass durch den Niedrigzins nicht einmal mehr die Inflation bei festverzinslichen Geldanlagen aufgefangen wird, oder sie legen in riskantere Finanzprodukte an. Hier können verschiedene Probleme bestehen:
- Die Geldanlage kann im Wert sinken, möglicherweise bis zum Totalverlust
- Das Produkt ermöglicht keine schnelle Entnahme
- Höhere Rendite ist keineswegs sicher
- Häufig Zusammenspiel verschiedener Risiken (Kursrisiko, Währungsrisiko, usw.)
Dennoch kann sich kaum noch ein Rentner leisten, auf die Anlage in riskantere Finanzprodukte zu verzichten. Allerdings ist dies nicht immer ein Problem, für viele kann dies sogar eine große Chance sein. Dies gilt jedoch vor allem dann, wenn sich der riskantere Teil des Investments auf zuverlässige Anlagen wie Aktien und Fonds verteilt.
Aktien nicht zu riskant für Rentner
Häufig bleibt ein Zeitraum abzudecken, der durchaus zehn Jahre beträgt. Hierbei handelt es sich durchaus noch um einen sinnvollen Anlagehorizont, um mit dem Aktienkauf zu beginnen. Wer bereits Aktien besitzt und diese später liquidieren möchte, kann hier getrost etwas abwarten, die bessere Rendite einstreichen und geht dabei nicht zu viel Risiko ein. Er reduziert das Verlustrisiko zudem zumindest in statistischer Hinsicht, je länger er die Aktien hält. Auch können die Dividendenzahlungen dazu führen, dass die Aktien später verkauft werden müssen, als ohne diese Quelle notwendig wäre.
Auch wenn mit dem Rentenalter die Umschichtung beginnen sollte, gilt jedoch, dass Rentner sich durchaus etwas Zeit lassen können und ihre Aktien nicht direkt abstoßen müssen. Es kann sich allerdings lohnen, Aktien ab dem Zeitpunkt des Ruhestandes genauer zu beobachten, um gute Ausstiegskurse realisieren zu können. Ansonsten gilt, dass lediglich Anleger mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis vor der Rente ihre Umschichtung beendet haben sollten. Wer sich allerdings traut, Aktien länger zu behalten, wird dafür in der Regel belohnt. Dies gilt umso mehr, da die Niedrigzinsen Rentner fast schon in die Aktienanlage zwingen.
Eignen sich Sachwerte für die Finanzplanung im Alter?
Einer der Sachwerte, die fraglos in der Finanzplanung eine wichtige Rolle spielen, ist das Eigenheim. Die Ersparnis bei der Miete entschädigt gerade im Alter darüber, teils über Jahrzehnte lang einen Kredit abbezahlt zu haben. Darüber hinaus gilt allerdings, dass die meisten Sachwerte bei Weitem nicht die „sichere“ Anlage sind, für die sie gehalten werden.
Auch Immobilien, die als Kapitalanlage dienten und nun ein regelmäßiges Einkommen generieren, können allerdings eine sinnvolle Investition gewesen sein. Im Alter noch Immobilien zur Vermietung oder zum Weiterverkauf zu erwerben, ist allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt. Hier ist großes Fachwissen und als Vermieter auch entsprechende Härte gefragt, um zum einen passende Immobilien zu erwerben und zum anderen überhaupt eine Rendite zu erzielen.
Auch darüber hinaus ist bei vielen Rohstoffen und anderen Sachwerten durchaus ein gewisses Risiko mit dem Investment verknüpft. Das Investment in Gold zählt beispielsweise zu den spekulativen Anlageformen. Wer eine sichere Rendite erzielen möchte, ist hier an der falschen Adresse. Allerdings gilt natürlich nach wie vor, dass gerade Gold als Absicherung gut geeignet ist und Edelmetalle häufig dann zulegen, wenn Aktien und Anleihen an Wert verlieren. Der spekulative Charakter bleibt allerdings und wem Aktien nach dem Ruhestand zu riskant sind, sollte auch nicht auf Sachwerte setzen.
Fazit:
Die Finanzplanung im Alter wird maßgeblich durch die Versorgungslücke geprägt. Auch wenn der Finanzbedarf meist sinkt, können viele Rentner sich nicht durch laufende Bezüge und Zinsen finanzieren. Das führt dazu, dass sie die Lücke entweder durch Zuverdienste zu stopfen versuchen, oder ihre Altersvorsorge nach und nach aufzehren müssen. Im Gegensatz zum weit verbreiteten Irrglauben, dass Aktien hierfür zu riskant sind, sind Wertpapiere bis in ein hohes Alter hinein als Renditeträger geeignet. Bei anderen Sachwerten sieht dies mit Ausnahme des Eigenheims vielfach anders aus.