Unseriöse Anlagetipps erkennen - Das Wichtigste in Kürze
- Der derzeitige Börsenboom lockt viele Neueinsteiger und unerfahrene Investoren zu den Aktienmärkten. Aktuelle Anlagetipps sind gerade besonders gefragt.
- Woran erkennt man seriöse Anlagetipps? Wir geben Ihnen 15 Hinweise, damit Sie unseriöse Empfehlungen sofort erkennen können.
- Anlegen wie die Börsengurus? Im Internet und auch gedruckt kursieren Hundertausende Anlagetipps, die eigene Interessen verfolgen oder schlecht recherchiert sind.
- Vertrauen Sie keiner Empfehlung blind. Echte Geheimtipps gibt es nicht. Viele Tippgeber haben einen zweifelhaften Ruf, einige hatten sogar schon Ärger mit der Justiz.
- Marktmanipulation, Insiderhandel und Ponzi-Systeme: Wir nennen die wichtigsten Maschen der Anlagebetrüger und blicken auf den aktuellen GameStop-Hype.
Inhaltsverzeichnis
- Unseriöse Anlagetipps erkennen - Das Wichtigste in Kürze
- Unseriöse Anlagetipps erkennen: Von Kauf-Empfehlungen und fragwürdigen Expertenmeinungen
- Hintergrund: Vermeintliche Börsengurus und die bekanntesten Betrugsfälle
- Aktien und andere Anlagen: Häufige Betrugsmaschen erklärt
- Die besten Broker, die Aktien.net empfiehlt
- Börseninformationsdienste und Finanz-Analysten – woran erkennt man seriöse Tipps?
- So erkennen Sie unseriöse Anlagetipps: 15 Hinweise
- 1. Unerbetene Anrufe und E-Mails
- 2. Vorsicht bei hohen Renditen
- 3. Anpreisen von Nebenwerten
- 4. Quelle überprüfen
- 5. Erfolgsquote der Vergangenheit
- 6. Verstrickungen erkennen
- 7. Vita studieren
- 8. Hinweis auf Interessenkonflikte
- 9. Aktualität kontrollieren
- 10. Rat zum Aktienkauf auf Kredit
- 11. Keine Entscheidungen unter Zeitdruck
- 12. Schleierhaftes Produkt
- 13. Mit anderen Meinungen abgleichen
- 14. Argumentation prüfen
- 15. Nicht zu viel erwarten
- Bei welchen Empfehlungen Sie vorsichtig sein sollten
- Robo Advisor: Kann man einem digitalen Anlageberater vertrauen?
- Unseriöse Anlagetipps erkennen: Fragen und Antworten
- Fazit
Unseriöse Anlagetipps erkennen: Von Kauf-Empfehlungen und fragwürdigen Expertenmeinungen
Es war das Thema 2020. Immer mehr junge Menschen begeistern sich für die Börse, die trotz Corona boomt wie schon seit Jahren nicht mehr. Doch nicht nur die Anzahl der Neuaktionäre hat sich erhöht. Es gibt auch immer mehr Börsenexperten und Vermögensberater, die um die Gunst der oft unerfahrenen Anleger werben und Empfehlungen geben. Die wiederum fragen sich: Wie erkenne ich die besten Anlagetipps und welcher Anbieter ist seriös?
Nicht alle Ratschläge basieren auf fundierten Fachkenntnissen und einer ausführlichen Markt- und Aktienanalyse. Im Gegenteil: Einige Marktbeobachter sprechen sogar von einer neuen Generation von Börsengurus: Internet-Persönlichkeiten, die kaum Finanzwissen, aber ein großes Publikum haben. Bestes Beispiel: Dave Portnoy. Der Gründer des US-Sport-Entertainment-Portals Barstool Sports kauft Aktien, weil er deren Börsenkürzel zuvor aus einem Beutel Scrabble-Buchstaben gezogen hat.
Es ist wichtig, mit Aktientipps vorsichtig umzugehen. Das belegt eine ganze Reihe von aufgedeckten Betrugsfällen, bei denen Aktienkurse in der Vergangenheit manipuliert wurden. Darunter beispielsweise die Verfahren gegen Alfred Maydorn und Markus Frick.
Es gibt also auch bei unseriösen Anlagetipps durchaus Abstufungen: Einige sind strafrechtlich relevant oder bewegen sich an der Grenze zur Straftat, andere hingegen sind nur plakativ und medienwirksam. Wir erklären Ihnen, wie Sie als Anleger die guten Empfehlungen herausfiltern und unseriöse Anlagetipps und Betrugsmaschen erkennen können.
Hintergrund: Vermeintliche Börsengurus und die bekanntesten Betrugsfälle
Dave Portnoy
Anleger stoßen derzeit auf eine ganze Menge Börsentipps, darunter auch die des US-Investors Dave Portnoy. Portnoy ist Gründer des Sportwetten-Portals Barstool Sports und ist während der Corona-Pandemie in den Aktienhandel eingestiegen, da es weder Live-Sport noch Sportwetten gab. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich mit der Börse nicht wirklich auskennt und auch in seinem Twitter-Profil warnt er, dass er kein Finanzberater sei und man seinen Worten nicht trauen sollte.
Dennoch hat Portnoy inzwischen eine große Fangemeinde, die die von ihm empfohlenen Aktien – oft Aktien im Pennystock-Bereich – nachkauft. Im Sommer 2020 stieg er bei der Raumfahrtfirma Raytheon Technologies ein, nachdem er deren Börsenkürzel RTX aus einem Scrabble-Beutel gezogen hatte. Zwar ist Portnoys Verhalten nicht illegal, dennoch ist er so ziemlich das genaue Gegenteil eines seriösen Anlageberaters.
$RTX comes out of the scrabble bag. Smush letters and buy it. Give it a try Ron, you might not bankrupt your clients. #DDTG pic.twitter.com/semLRi6yBF
— Dave Portnoy (@stoolpresidente) June 19, 2020
Bernie Madoff
Ganz anders liegt der Fall Bernie Madoff. Der ehemalige US-Starinvestor und frühere Verwaltungsratschef der Technologiebörse NASDAQ hatte mit seiner Investmentfirma das größte Schneeballsystem aller Zeiten in Gang gesetzt. Schadenssumme: 65 Milliarden Dollar. Ende Juni 2009 wurde Madoff wegen Anlagebetrugs zu 150 Jahren Haft verurteilt.
Markus Frick
Skandale haben auch deutsche Finanzmärkte erschüttert, unter ihnen auch der Fall Markus Frick. Markus Frick war seinerzeit einer der beliebtesten Börsengurus. Er gab mehrere Börsenbriefe heraus, veröffentlichte drei Bücher, mehrere DVDs und Audio-CDs und moderierte sein eigenes wöchentliches Börsenmagazin bei N24. Zudem bot er Seminare an. Der Selfmade-Man gab an, als gelernter Bäcker aus 100.000 DM eine Million gemacht zu haben. Frick wurde 2014 wegen der vorsätzlichen Manipulation von Aktienkursen verurteilt. Er hatte 1,9 Millionen Euro in bar von Hintermännern erhalten und im Gegenzug drei Nebenwerte empfohlen, die diese gegen überhöhte Preise verkauften.
Alfred Maydorn
Alfred Maydorn wurde 2010 wegen Marktmanipulationen und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Er hatte sich des Scalpings schuldig gemacht, das heißt, er hatte Aktien gekauft, empfohlen und anschließend abgestoßen. Auch Maydorn war eine Zeit lang Vize-Chef beim Aktionär und durfte nach seiner Verurteilung dennoch weiter Empfehlungen aussprechen.
Sascha Opel
Sascha Opel war der erste Journalist, der wegen Insiderhandels verurteilt wurde. Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift „Der Aktionär“ wurde 2002 zusammen mit einem Komplizen zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, da er durch Scalping Gewinne erzielt hatte. Dabei wurden nicht nur die Empfehlungen als kursverändernd angesehen, Opel hatte auch ohne Zulassung Finanzgeschäfte abgeschlossen.
Opel gehört zu den Wiederholungstätern. Im Jahr 2012 wurde er erneut wegen Scalping verurteilt. Betroffen waren diesmal Aktien der de Beira Goldfields Inc., die durch massive Börsenbriefempfehlungen manipuliert wurde.
Rajat Gupta
Ein weiteres Beispiel für einen Insiderhandel ist die Verurteilung des früheren Geschäftsführers von McKinsey & Company und Goldman-Sachs-Topmanagers Rajat Gupta, welcher zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde. Unter anderem sah es das Gericht als erwiesen an, dass Gupta Informationen über das Goldman-Investment von Warren Buffett weitergegeben hat.
Sein krimineller Geschäftspartner Hedgefonds-Manager Raj Rajaratnam wurde 2012 zu elf Jahren Haft verurteilt. Er hatte gezielt Insider-Wissen von Gupta für gewinnträchtige Börsengeschäfte genutzt. 2019 wurde er zwei Jahre vor Ablauf seiner Haftstrafe in den Hausarrest entlassen.
Aktien und andere Anlagen: Häufige Betrugsmaschen erklärt
Marktmanipulation
Die Manipulation von Aktienkursen ist eine der häufigsten Betrugsmaschen an der Börse. Das zeigt schon die große Anzahl an spektakulären Gerichtsverfahren in den vergangenen Jahren, in denen vermeintliche Tippgeber wie Alfred Meydorn und Markus Frick verurteilt wurden.
Bei dieser Masche werden Aktien, besonders häufig Aktien aus dem Pennystock-Bereich, absichtlich “gepusht”, um sie dann mit Gewinn zu verkaufen. Oft hört man in diesem Zusammenhang auch den englischen Ausdruck „Pump and Dump“, was soviel bedeutet wie „aufblasen und abstoßen“.
Bei dieser Methode kaufen die Betrüger viele Aktien eines Unternehmens, dann verbreiten sie gute Nachrichten über die Firma und empfehlen die Aktie. Daraufhin werden mehr Investoren auf die Aktie aufmerksam und erwerben sie ebenfalls. Das Ergebnis: Der Kurs der Aktie steigt.
Das ist dann der Moment, in dem die Betrüger ihre Aktien zu überhöhten Kursen abstoßen und ihre Kampagne stoppen. Plötzlich wird es still um das Unternehmen oder die verbreiteten guten Nachrichten stellen sich als falsch heraus. Der Kurs der Aktie fällt zurück auf das vorherige Niveau. Investoren, die auf die Manipulation reingefallen sind, bleiben auf den Verlusten sitzen.
Insiderhandel
Unter dem Begriff Insiderhandel versteht man Wertpapiergeschäfte von unternehmensnahen Personen, die interne und noch nicht veröffentlichte Information ausnutzen. Das kann zum Beispiel eine bevorstehende Fusion, die noch ausstehende Veröffentlichung schlechter Quartalszahlen oder aber auch die noch zu erfolgende Bekanntgabe eines neuen Großauftrages sein. Insider dürfen also keinen Vorteil aus einem solchen Wissensvorsprung ziehen. Sie dürfen diese Informationen auch keinem Dritten weitergeben.
Nicht jeder Insiderhandel ist illegal. Schließlich kaufen immer wieder Vorstandsmitglieder Aktien des eigenen Unternehmens. Sie müssen ihre Börsengeschäfte allerdings anmelden und veröffentlichen. Trotzdem dürfen sie eigentlich keine Insiderinformationen nutzen. Da das aber nicht immer einfach nachzuvollziehen ist, sind die Legalität und Illegalität von Insiderkäufen und Insiderverkäufen auch nicht leicht zu bewerten.
Ponzi-System
Einige der spektakulärsten Betrugsskandale der Finanzwelt beruhen auf dem Ponzi-Schema, das nach dem Italiener Charles Ponzi (1882 – 1949) benannt ist. Diese Form des Betruges gibt es in verschiedenen Varianten. Man spricht auch vom Schneeball- oder Pyramidensystem.
Es funktioniert so: Eine Person oder eine Institution verspricht einem Anleger eine besonders hohe Rendite. Altkunden werden mit dem Geld neuer Anleger Gewinne ausgezahlt oder es wird ihnen wird zumindest eine Rendite gutgeschrieben. Das funktioniert natürlich nur, solange auch ausreichend frisches Geld hereinkommt und nicht alle Anleger ihre Investitionen plus den erwarteten Profit ausgezahlt bekommen wollen. Spätestens dann stellt sich heraus, dass das benötigte Geld nicht vorhanden ist.
Gezielte Absprachen
Eine neue Art der Marktmanipulation sorgt momentan für Wirbel an den Aktienmärkten. Dabei handelt es sich um die gezielte Absprache von Kleinanlegern, die sich in Internetforen wie Reddit zusammenschließen, um Aktien zu kaufen und so die Kurse massiv zu beeinflussen. Aktuelles Beispiel: die GameStop-Aktie (GME, WKN: A0HGDXWKN kopiert, ISIN: US36467W1099ISIN kopiert).
GameStop ist der größte Videospielhändler der USA. Die Kette hat auch Filialen in Deutschland. Die GameStop Aktie war lange ein klassischer Pennystock – im Sommer 2020 konnten Anleger eine Aktie der Videospielkette für rund 3,50 Euro erwerben. Ende Januar 2021 stieg der Kurs zeitweise auf über 400 Euro, nachdem sich Reddit-Nutzer abgesprochen und massenhaft Aktien des Unternehmens gekauft hatten.
Billboard! Went full retard!🚀🚀 North of Dallas along super busy I-35 from r/wallstreetbets
Mit ihrer Aktion wollten die Kleinanleger Hedgefonds-Managern und Short Sellern Schaden zufügen. Denn die hatten aufgrund GameStops schlechter Geschäftsaussichten auf fallende Kurse gesetzt und Leerverkäufe getätigt, also sogenanntes Shortselling betrieben. Durch den Einstieg der Kleinanleger ist der Kurs der GameStop-Aktie allerdings gestiegen; die Hedgefonds erlitten erhebliche Verluste.
Die Kleinanleger wollten durch ihr Verhalten hauptsächlich ihre Kritik an Leerverkäufen und dem Einfluss von Großinvestoren zum Ausdruck bringen, doch die Aktion kann unter Umständen Folgen haben. Denn die gezielte Manipulation von Aktienkursen ist illegal. Sowohl die US-Börsenaufsicht, also auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin, haben Ende Januar angekündigt, den Markt genau zu beobachten. Dabei geht es um die Frage, inwieweit die Absprachen als strafbarer Marktmissbrauch gewertet werden müssen.
Die besten Broker, die Aktien.net empfiehlt
Für den erfolgreichen Vermögensaufbau sind nicht nur gute Aktienanalysen und Anlageempfehlungen wichtig. Sie sollten auch einen seriösen Broker an Ihrer Seite haben.
Besonders bei Börseneinsteigern werden Onlinebroker und Direktbanken immer beliebter, da diese es ermöglichen, schnell und unkompliziert auf die Finanzmärkte zuzugreifen. Außerdem kostet ein Depot bei einem Direktbroker in der Regel weniger als bei einer Filialbank.
Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Neobroker seriös arbeitet, geraten einzelne Anbieter immer wieder in die Schlagzeilen. Zuletzt wurde US-Online-Broker Robinhood stark kritisiert, nachdem ein 20-jähriger Nutzer Selbstmord beging. Der Student hatte irrtümlich angenommen, auf Robinhoods Plattform mehr als 730.000 US-Dollar bei einem Wertpapiergeschäft verloren zu haben. Zwar wurde die Unübersichtlichkeit der App kritisiert, der zentrale Vorwurf gegen Robinhood lautet aber vielmehr, dass dem Broker die nötige Seriosität fehlt und der Wertpapierhandel wie ein großes Spiel dargestellt wird. Das locke insbesondere unerfahrene Investoren an.
Den richtigen Broker auswählen
Worauf Sie bei der Auswahl eines seriösen Brokers achten sollten, erfahren Sie in unserem Ratgeber Aktien sicher handeln – Seriosität des Online Brokers. Ein wichtiges Sicherheitsmerkmal ist, dass der Broker von einer Aufsichtsbehörde lizensiert ist. Für Broker, die auf dem deutschen Markt tätig sind, ist die BaFin zuständig.
Nicht für jeden Anlegertyp ist der gleiche Broker geeignet. In unserem Broker-Vergleich erfahren Sie, welcher Broker am besten zu Ihnen passt und wie wir zu unserer Bewertung kommen. Unter unseren 6 Top Brokern 2021 finden sich beispielsweise Broker für regelmäßige Wechsler, Vieltrader, ETF- und Fondsparer, und all diejenigen, die sich ein Komplettangebot wünschen.
In unserem Neo Broker Vergleich haben wir zudem 10 Broker der neuesten Generation genauer unter die Lupe genommen.
Ausführliche Erfahrungs- und Testberichte finden Sie auch zu unseren Top 5 Brokern:
Börseninformationsdienste und Finanz-Analysten – woran erkennt man seriöse Tipps?
Eine große Anzahl an Börseninformationsdiensten gibt Anlegern heutzutage Anlageempfehlungen. Hinzu kommen zahlreiche Analysten, die Kaufs- und Verkaufstipps aussprechen. Wollen Sie die Seriosität einer Empfehlung überprüfen, dann achten Sie auf zwei Merkmale: Unabhängigkeit und Fachwissen.
Viele Banken beschäftigen beispielsweise Analysten, die in der Regel über sehr gute Qualifikationen verfügen. Dennoch weisen Experten immer wieder auf mögliche Interessenkonflikte dieser Analysten hin. Die Analysten sollen zwar die Kunden gut beraten, sie sollen aber auch der Bank – also ihrem Arbeitgeber – zu hohen Umsätzen verhelfen. Zudem erhalten sie oft Provisionen.
Achten Sie bei Börsendiensten und -briefen auf ein aussagekräftiges Impressum, das die Herausgeber vorstellt. Nur wenn hier Namen und Unternehmen genannt werden, die im Ernstfall haftbar sind, können seriöse Tipps erwartet werden.
Zudem sollte klar sein, wie der Verfasser zu seiner Einschätzung gekommen ist. Fehlen wichtige Informationen und Fakten, folgen Sie der Einschätzung besser nicht.
So erkennen Sie unseriöse Anlagetipps: 15 Hinweise
Damit Sie nicht auf fragwürdige Experten hereinfallen, haben wir die 15 wichtigsten Tipps zusammengetragen, die es Ihnen erleichtern werden, unseriöse Anlageempfehlungen zu identifizieren.
1. Unerbetene Anrufe und E-Mails
Werbeanrufe und Spam-E-Mails sollten Sie ignorieren. Finanzvermittler, die per Telefon auf Kundenfang gehen, und sogenanntes Cold Calling betreiben, sind mehr als unseriös. Das gleiche gilt für E-Mails von Absendern, die Sie nicht kennen. Oft stecken dahinter unseriöse Anbieter, die Aktien von Unternehmen anpreisen, die angeblich bald „richtig durchstarten werden“.
2. Vorsicht bei hohen Renditen
Vorsicht ist immer dann geboten, wenn Börsentipps mit außerordentlich hohen Renditen oder Garantien werben. Hohe Gewinne gibt es in der Regel nur bei hohen Risiken. Zudem: Kein seriöser Anbieter kann eine Garantie auf Kurssteigerungen geben, von daher sind solche Angebote grundsätzlich nicht vertrauenswürdig und sollten ignoriert werden.
3. Anpreisen von Nebenwerten
Besondere Vorsicht ist zudem bei kleinen Nebenwerten, die als Geheimtipp beschrieben werden, geboten. Hier ist die Marktkapitalisierung sehr gering und schon wenige Käufe können den Kurs in die Höhe treiben. Deswegen werden sie besonders gerne Ziel von Manipulation. Wer hingegen einen Bluechip empfiehlt, kann daraus keinen unseriösen Profit schlagen, weil die Masse an Käufen, die so erzeugt werden können, schlicht nicht ausreicht, um die Kurse zu manipulieren.
4. Quelle überprüfen
Es klingt banal, aber der erste Schritt sollte immer sein, den Tippgeber zu googeln. Auf diese Weise werden schwarze Schafe recht schnell entlarvt. Viele Anlageprofis haben im Internet Spuren hinterlassen und können dennoch weiterhin unseriöse Anlagetipps geben. Wer über den Tippgeber Informationen einholt, bevor er seinen Ratschlägen vertraut, kann also häufig Schlimmeres verhindern. Wir raten Ihnen auch, gezielt nach Erfahrungsberichten anderer Anleger zu recherchieren.
Überprüfen Sie, ob es Betrugs- oder Manipulationsvorwürfe gegen die Quelle gibt. Denn unter den Tippgebern finden sich einige Wiederholungstäter. Natürlich besteht prinzipiell die Möglichkeit, dass diese inzwischen geläutert sind, das Risiko bleibt ungleich höher.
5. Erfolgsquote der Vergangenheit
Das Internet erweist sich immer mehr als Archiv, um vergangene Tipps auf Erfolg zu überprüfen. Wer also in Erwägung zieht, einen Tipp anzunehmen, sollte zuvor überprüfen, welche Aktien der Tippgeber in den vorherigen Jahren empfohlen hat.
Dabei sollten auch zurückliegende Prognosen und Begründungen überprüft werden. Wichtig ist dabei nicht nur, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat, sondern auch wie die Unternehmensdaten inzwischen abschneiden. Häufig sind diese deutlich aussagekräftiger.
6. Verstrickungen erkennen
Auch wenn keine boshafte Manipulation von Aktienkursen hinter den Tipps steckt, können sie durchaus eigennützig sein. Schickt beispielsweise die Bank konkrete Empfehlungen mit, handelt es sich dabei in vielen Fällen – allerdings nicht immer – um Werbung für Produkte, bei denen die Provision oder die Gewinnspanne groß ist.
Deswegen sollten Anleger immer überprüfen, ob Eigennutz für den Tippgeber Teil der Motivation ist, eine bestimmte Anlage zu empfehlen.
Darüber hinaus ist natürlich die Nähe von Tippgebern zu bereits verurteilten Tippgebern ebenfalls immer problematisch. Gerade wenn bei einer bestimmten Zeitung bereits mehrere Straftäter gearbeitet haben, sollte klar sein, dass hier ein bestimmtes Risiko lauert.
7. Vita studieren
Es ist natürlich ebenfalls wichtig, dass es sich bei dem Tippgeber um einen Spezialisten handelt, der weiß, wovon er redet. Wer keine nennenswerten Investmenterfolge vorweisen kann, sollte zumindest über eine solide Ausbildung verfügen. „Interessiert sich seit dem Abitur für Finanzthemen“ ist beispielsweise keine gute Qualifikation, auf deren Grundlage ungeprüft Anlagetipps übernommen werden sollten.
Allerdings kann es natürlich durchaus Quereinsteiger geben, die die Analyse beherrschen und den Markt verstehen und daher sinnvolle Tipps geben können. Dies sollte jedoch nachgewiesen werden. Gibt der Tippgeber allerdings vor, eine bestimmte Summe erzielt zu haben, ist Vorsicht geboten. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn der Autor beispielsweise offen über Erfolg und Misserfolg redet und diese ehrlich reflektiert.
8. Hinweis auf Interessenkonflikte
Finanzberater sind verpflichtet, Interessenkonflikte offenzulegen. Haben diejenigen, die Ihnen einen Tipp geben, die Aktien selbst im Depot, schauen Sie besser zweimal hin. Es kann ein Anzeichen sein, dass diese vor allem die eigenen Aktien gewinnbringend verkaufen wollen. Fehlt der Hinweis auf Interessenkonflikte bei einer Empfehlung, kann es sich um eine strafbare Manipulation handeln.
9. Aktualität kontrollieren
Bei Anlagetipps ist auch die Zeit ein Problem. Selbst wenn der Tipp vollkommen seriös und erfolgreich ist, heißt dies nicht, dass der Leser von ihm noch ausreichend profitieren kann. Bereits dann, wenn der Autor den Tipp verfasst, hat sich der beste Einstiegszeitpunkt in der Regel schon verflüchtigt. Die Empfehlung ist in der Regel kaum noch eine Empfehlung, wenn der Kurs um einige Prozentpunkte zugelegt hat.
Deswegen müssen Anleger schnellstmöglich auf Tipps reagieren und sie im besten Fall am Tage der Veröffentlichung analysieren. Sonst vergeht noch mehr Zeit, und der günstige Einstiegszeitpunkt ist möglicherweise schon vorbei.
Ohnehin sollten Anleger nicht auf einen kurz- bis mittelfristigen Anlagehorizont in den Tipps vertrauen. Häufig lässt sich der Zeitverlust hier nicht mehr aufholen. Bei langfristigen Anlagetipps sieht dies hingegen anders aus. Hier ist es nicht so schlimm, wenn ein paar Wochen Zeit verloren gehen. Wenn zwischen Veröffentlichung und Lesedatum der Kurs deutlich nach oben geschnellt ist, dann ist der beste Einstiegszeitpunkt verpasst worden.
10. Rat zum Aktienkauf auf Kredit
Bevor Sie überhaupt investieren, sollten Sie sich über Ihre Anlageziele klar werden und Ihre finanziellen Möglichkeiten abschätzen. Lassen Sie sich nicht dazu drängen, mehr zu investieren, als Sie eigentlich wollen. Aktien kaufen auf Kredit ist mitunter hochriskant.
11. Keine Entscheidungen unter Zeitdruck
Ebenso skeptisch sollten Sie sein, wenn ein Anbieter extremen Zeitdruck auf Sie ausübt. Müssen Sie sich besonders schnell für ein bestimmtes Anlageprodukt entscheiden, um von einem super Angebot zu profitieren? In solchen Fällen handelt es sich meistens um einen Trick.
12. Schleierhaftes Produkt
Aktien, Anleihen, Fonds – an den Finanzmärkten gibt es viele unterschiedliche Produkte, die mal mehr und mal weniger komplex sind. Verstehen Sie das Produkt nicht und kann der Anlageberater Ihnen das Finanzinstrument nicht erklären, lassen Sie besser die Finger davon.
13. Mit anderen Meinungen abgleichen
Darüber hinaus sollten Anlagetipps auch immer mit den Meinungen anderer Finanzexperten abgeglichen werden. Zu den meisten Aktien gibt es zahlreiche Stimmen. Zum einen geben die großen Banken und Analysehäuser in regelmäßigen Abständen Buy-, Hold- oder Sell-Empfehlungen heraus, zum anderen werden interessante Aktien häufig von mehreren Börsenblättern gleichzeitig behandelt.
Es ist daher sinnvoll, auch die Einschätzung anderer Börsenexperten mit in Betracht zu ziehen, bevor eine Investitionsentscheidung getroffen wird.
14. Argumentation prüfen
Ein guter Tipp ist so geschrieben, dass der Anleger mit entsprechendem Finanzwissen verstehen kann, warum der Autor die Aktie gerade empfiehlt. Er behandelt dabei:
- den Ist-Zustand
- die Vergangenheit
- mehr als eine mögliche Zukunft
Gerade die Prognose sollte allerdings in die Tiefe gehen und verschiedene Szenarien vorstellen, immerhin ist sie der Kern der Empfehlung.
In diesem Punkt unterscheiden sich natürlich Chart-Analyse und Fundamentalanalyse nicht wesentlich. Beide sollten die oben genannte Argumentationsstruktur aufweisen. Es ist allerdings empfehlenswert, die Fundamentalanalyse immer miteinzubeziehen, falls die Indikatoren der Chartanalyse den Trend falsch anzeigen.
15. Nicht zu viel erwarten
Auch wenn eine Aktie wie ein vielversprechender Kandidat wirkt und alles dafür spricht, dass der Kurs bald ansteigen wird, sollten Anleger nicht zu viel erwarten. Der Aktienkurs wird auch von der Marktstimmung und der Marktbewegung beeinflusst. Auch bei soliden Unternehmen mit Wachstumspotenzial muss der Kurs sich nicht so verhalten wie gewünscht. Anleger sollten deswegen ihre Risikostreuung nicht außer Acht lassen.
Bei welchen Empfehlungen Sie vorsichtig sein sollten
Pennystocks
Pennystocks sind aufgrund niedriger Kurse und Handelsvolumina besonders anfällig für Manipulationen. Gleichzeitig wirken sie auf so manchen Börseneinsteiger wie eine gute und günstige Investition. Doch selbst Kurse unter 1 Euro können immer noch weiter fallen.
Illiquide Wertpapiere
Illiquide Wertpapiere, also wenig gehandelte Aktien, sind generell sehr anfällig für Kursmanipulationen. Eine sorgfältig platzierte und aggressiv verbreitete Aktienempfehlung kann die Nachfrage schnell ankurbeln und den Kurs künstlich in die Höhe treiben.
Unrealistische Rendite
Gewinnchancen, die weit vom markt- und branchenüblichen Durchschnitt abweichen, sind ein Hinweis auf ein unseriöses Angebot. Lassen Sie sich auf keinen Fall von einer vermeintlichen Erfolgstory blenden.
Robo Advisor: Kann man einem digitalen Anlageberater vertrauen?
Immer mehr Anleger vertrauen digitalen Anlageberatern, die ihr Vermögen vollautomatisch anlegen. Robo-Advisor sind heutzutage eine echte Alternative zu Anlageempfehlungen von Finanzberatern. Anstelle eines Beratungsgesprächs müssen Sie als Anleger einen Fragebogen ausfüllen. Auf der Basis Ihrer Antworten und Ihrer Risikobereitschaft schlagen Ihnen die digitalen Anlageberater ein Portfolio vor. Aber wie sicher ist die neue Generation der Vermögensverwalter? Das und vieles mehr rund ums Thema Robo Advisor erfahren Sie in unserem Ratgeber Bester Robo Advisor 2021.
Unseriöse Anlagetipps erkennen: Fragen und Antworten
Wer darf überhaupt Anlagetipps geben?
Die Bundesfinanzaufsichtsbehörde (BaFin) stellt strikte Anforderungen an Organisationen, die Anleger beraten. Die deutschen Regelungen folgen den Vorgaben der EU-Marktmissbrauchsverordnung, nach denen jeder Berater möglichst unabhängig und frei von Interessenkonflikten Empfehlungen geben soll. Zudem schreibt die Marktmissbrauchsverordnung eine Anzeigepflicht für alle vor, die professionelle Anlageberatung betreiben. Journalisten sind von dieser Vorschrift ausgenommen.
Wo finde ich Informationen über die Seriosität von Anbietern?
Die deutsche Finanzaufsicht BaFin führt eine Datenbank, in der Unternehmen gelistet sind, die von der BaFin zugelassen sind. Unter dem Titel "Achtung Marktmanipulation!" hat die BaFin hat auch eine Broschüre mit nützlichen Tipps für Anleger herausgebracht. Informationen zum Thema und ggfs. Warnhinweise über zweifelhafte Anbieter erhalten Sie auch bei den Verbraucherzentralen.
Was kann ich machen, wenn ich Opfer eines Betruges geworden bin?
Die BaFin empfiehlt Betrugsopfern, unverzüglich Strafanzeige bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zu erstatten. Anleger können sich auch direkt an die BaFin wenden. Dort wird der Fall dann geprüft. Gibt es Hinweise auf eine Marktmanipulation, leitet die BaFin den Vorgang an die Staatsanwaltschaft weiter.
Fazit
- Absolute Geheimtipps gibt es nicht. Denn wenn beispielsweise eine umfangreiche Aktienanalyse ergeben hat, dass eine Aktie großes Kurspotenzial hat, dann ist das in der Regel mehreren Analysten aufgefallen, die wiederum ihre Informationen und Bewertungen veröffentlichen. Es handelt sich dann also nicht um einen Insidertipp.
- Bei der Anlage- und Finanzberatung ist die Unabhängigkeit der Berater das A und O. Egal ob die Empfehlung von einem Freund, einem Kollegen, einem Bankangestellten oder einem Börsenguru kommt, Sie sollten sich immer fragen: Was hat der Tippgeber davon, mir diesen heißen Tipp zu verraten? So ist es relativ leicht, seriöse von unseriösen Anlagetipps zu unterscheiden. Anleger sollten vor allem kleine Nebenwerte, verurteilte Straftäter, Garantien und Tippgeber, die zu wenig von sich preisgeben, meiden. Zudem: Hinterfragen Sie jede Empfehlung. Es bleibt unausweichlich, sich selbst über die Anlage zu informieren.