Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Inflation und Deflation
Inflation und Deflation ändern den Kaufwert des Geldes und können bestimmte Anlageentscheidungen begünstigen. Wenn das Preisniveau deutlich von der Norm abweicht, kann es Volkswirtschaften nicht nur stark belasten, sondern sogar einen erheblichen Wohlstandsverlust bis hin zu wirtschaftlichen und politischen Krisen nach sich führen.
Was ist Inflation?
Bei einer Inflation steigt das Preisniveau deutlich und über einen längeren Zeitraum. Als Folge nimmt die Kaufkraft des Geldes ab. Setzt sich dieser Trend zu deutlich fort, kommt es in der Regel zu einem Vertrauensverlust. Dadurch, dass Konsumenten und Unternehmen der Währung nicht mehr vertrauen, verstärkt sich die Inflation und die Währung verliert noch weiter an Wert. Im Extremfall kann dies zu einer Hyperinflation führen, bei der das Geld innerhalb kürzester Zeit deutlich an Wert verliert.
Was ist Deflation?
In einer Deflation sinkt das Preisniveau von vielen Waren und Dienstleistungen aus verschiedenen Branchen und Sektoren langfristig und deutlich. Parallel dazu steigt die Kaufkraft des Geldes.
Eines der Probleme bei der Deflation ist, dass die rückläufigen Preise häufig dazu führen, dass Konsumenten ihre Einkäufe in die Zukunft verschieben. Sie erhoffen sich, zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr Waren oder Dienstleistungen für den gleichen Geldbetrag zu erhalten. Deswegen verkaufen und investieren Unternehmen weniger. Im Laufe der Zeit müssen sie Stellen abbauen oder sogar Insolvenz anmelden. Als Folge davon werden die Konsumenten noch vorsichtiger und die Kaufzurückhaltung wächst weiter. Geldinstitute vergeben darauf hin kaum noch Kredite aufgrund der schlechten Prognosen und auch die Steuereinnahmen sinken. All dies verstärkt sich gegenseitig selbst, sodass die Wirtschaftsleistung mehr und mehr abnimmt.
Die Gefahr einer Deflation ist, dass die Volkswirtschaft in eine Rezession rutschen kann, wobei sogar das Geldsystem völlig zusammenbrechen kann.
Was sind die Gründe für Deflation?
Eine Deflation wird nicht immer von den gleichen Ursachen ausgelöst. In der Regel sind es zudem mehrere Faktoren, die zusammen spielen und sich gegenseitig verstärken. Zu den möglichen Gründen zählen:
- Rückgang der Nachfrage
- Rückgang der Staatsausgaben und damit der zur Verfügung stehenden Geldmenge
- Exportrückgang durch schleppende Auslandskonjunktur, steigendem Wechselkurs oder Zollrestriktionen
- Angebotsüberschuss im Inland
- Restriktive Geldmenge
Was sind Ursachen für Inflation?
Auch bei der Inflation gibt es verschiedene mögliche Gründe. In der Regel gibt es drei Erklärungsmodelle:
- Nach der Quantitätstheorie wird die Geldmenge bei gleichbleibendem Angebot übermäßig stark erhöht. Das Geld wird zudem nicht gespart.
- Bei der angebotsinduzierten Inflationsentwicklung versuchen Unternehmen steigende Produktionskosten an die Konsumenten weiterzugeben oder nutzen Monopolstellungen zu Preiserhöhungen aus.
- Die nachfrageinduzierte Inflationsentwicklung geht hingegen davon aus, dass eine hohe Nachfrage aller Wirtschaftsteilnehmer die Produktionskapazitäten des Inlands übersteigen und so zu Preissteigerungen führt.
Verdeckt oder offene Inflation und Deflation
Wirtschaftsexperten unterscheiden sowohl bei Inflation als auch bei der Deflation unterschiedliche Merkmale.
Eines der Kriterien ist die Erkennbarkeit. Deflationen und Inflation können offen für jeden erkennbar sein. In diesem Fall sind Preissteigerungen und –senkungen für alle Marktteilnehmer ersichtlich und spürbar.
Bei der verdeckten Inflation wird die Preissteigerung durch staatliche Maßnahmen abgeschwächt. Hierunter zählen beispielsweise:
- Lohnstopps
- Preisstopps
- Rationierung von Waren
- Kontrollen von Kapitalmarkt, Devisen und Produktion
Auf diese Weise sollen Preissteigerungen eingedämmt werden. Auch bei der Deflation ergreifen Staaten Gegenmaßnahmen. Zu ihnen gehört vor allem die Senkung des Leitzinses. Auch zusätzliche Kreditfinanzierungen und Steuererleichterungen kommen infrage. Darüber hinaus ist auch eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik über Subventionen und Strukturprogramme gelten als Möglichkeiten, Preissenkungen entgegenzuwirken.
Tempo der Inflation
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Geschwindigkeit, in der die Preisänderungen eintreten. Hier unterscheiden Wirtschaftswissenschaftler zwischen schleichend, trabend und galoppierend.
Als schleichend wird sowohl bei der Inflation als auch bei der Deflation eine Preisänderung von nicht mehr als fünf Prozent bezeichnet. Steigen im Rahmen einer schleichenden Inflation die Preise maximal um diesen Wert, gilt die Wirtschaft als nicht bedroht. Eine Inflationsrate in diesem Maße ist hingegen sogar förderlich und kein Grund zur Besorgnis. Als nachteiliger gilt eine schleichende Deflation. Allerdings gelten auch hier allmähliche Preissenkungen von bis zu fünf Prozent nicht als Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität.
Von einer trabenden Inflation sprechen Wirtschaftswissenschaftler hingegen bei einer Inflationsrate zwischen 5 und 30 Prozent. Die genaue Grenze ist dabei nicht festgesetzt, sodass der Begriff eigentlich immer durch Zahlen genauer definiert werden muss. Bei der trabenden Deflation oder Inflation wird die Wirtschaft zunehmend instabil. Bleibt eine Korrektur über einen längeren Zeitraum aus, stellen die Preisänderungen eine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität dar.
Verstärkt wird die Bedrohung bei der galoppierenden Inflation. Hier steigen die Preise um bis zu 30 Prozent jährlich. Aufgrund der hohen Steigerungsrate ist die Wirtschaft deutlich gefährdet. Ähnliches gilt für die Deflation.
Geht das Ausmaß der Änderung auch darüber hinaus, handelt es sich um eine Hyperinflation oder -Deflation. Auf welche Deflations- oder Inflationsrate genau der Begriff angewendet wird, ist allerdings nicht eindeutig festgelegt. Nach einer Faustregel des Wirtschaftswissenschaftlers Phillip Cagan ist eine monatliche Inflationsrate von 50 % (bzw. 13.000 % jährlich) notwendig, um von einer Hyperinflation zu sprechen. In der Regel sind Hyperinflation und –deflationen zeitlich eng begrenzt, da sie mit Währungsreformen oder anderen Maßnahmen eingedämmt werden.
Dauer der Preisänderung
Ein drittes Unterscheidungsmerkmal ist, wie lange die Preisänderungen anhalten. Bei einer temporären Inflation treten die Steigerungen des Preisniveaus jeweils nur für einen kurzen Zeitraum innerhalb eines Konjunkturzyklus auf. Das gleiche gilt für die temporäre Deflation.
Bei der permanenten Inflation setzen sich die Steigerungen hingegen über mehrere Konjunkturzyklen fort. Das Gleiche gilt auch für die permanente Deflation.
Welche Folgen hat die Inflation?
Welche Folgen eine Inflation hat, hängt auch von ihrer Stärke und Dauer ab. Eine leichte Inflation von bis zu fünf Prozent Wertverlust jährlich hat sogar eine nachfragefördernde Wirkung. Für die Marktteilnehmer ist es dann besonders attraktiv, Geld auszugeben oder zu konsumieren.
Erst ab fünf Prozent Wertverlust im Jahr kann die Inflation zu einem Problem werden. Geld büßt dann schneller an Wert ein als andere Güter und verliert mit der Wertmaßstabsfunktion und der Wertaufbewahrungsfunktion zwei zentrale Vorteile. Als Konsequenz setzt eine Kapitalflucht ein und Anleger setzen vermehrt auf wertstabile Sachwerte, was zu Spekulationsblasen führen kann. Vor allem Immobilien, Rohstoffe und Edelmetalle sind dann beliebte Anlageobjekte.
Zudem nimmt das Kapitalangebot an den Kapitalmärkten ab und der Kapitalzins steigt. Langfristige Kredite mit Zinsbindung werden nicht mehr vergeben und Kreditnehmer können die Rückzahlung nicht ausreichend sicher planen. Viele Investitionen werden durch die Zinssteigerungen zudem unrentabel, was Insolvenzen und Zahlungsunfähigkeit zur Folge haben kann.
Verstärkt sich der Prozess weiter und schwindet das Vertrauen in die Währung, können Hyperinflationen entstehen. Hierbei werden monatliche Wertverluste zwischen 30 und 50 Prozent angesetzt, die in der Regel dazu führen, dass die Zentralbanken Geld mit höherem Nominalwert herstellen müssen. In der Regel folgt auf Hyperinflationen jedoch eine Währungsreform. Vereinzelt kommen Hyperinflationen auch deswegen zum Stillstand, weil der Realwert des Papiers zum Drucken der Banknote höher ist als ihr Wert.
Häufig etablieren sich neben der eigentlichen Währung des Landes andere Währungen, die vor allem auf dem Schwarzmarkt eingesetzt werden. Dabei müssen allerdings nicht zwangsläufig Fremdwährungen zum Einsatz kommen. Auch Tauschwaren wie Zigaretten können sich unter bestimmten Bedingungen als Alternativwährung etablieren.
Um eine Hyperinflation zu bremsen, reicht eine Währungsreform jedoch nicht immer aus. Ein Beispiel hierfür ist Zimbabwe, das innerhalb von nur einem Jahr vier Währungsreformen durchführen musste. Seit 2009 ist das Land ohne eigene Währung, da lediglich die Zulassung von Fremdwährung als Maßnahme gegen das wirtschaftliche Chaos bewähren konnte.
Welche Gefahren hat die Deflation?
Auch wenn der Begriff weitaus seltener genutzt wird und das Phänomen ungewöhnlicher ist, sind auch Hyperdeflationen in der Vergangenheit bekannt geworden. Das jüngste Beispiel ist das Japan der späten 90er. Und auch die USA waren vor der Great Depression Opfer der Hyperdeflation.
Aus einer Deflation entwickelt sich häufig eine Rezession. Die Wirtschaft befindet sich also im Abschwung. Wächst sie in mindestens zwei aufeinanderfolgen Quartalen im Vergleich zu den Vorquartalen nicht oder muss sogar einen Rückgangverzeichnen, sprechen Wirtschaftsexperten von einer Rezession. Als Folge und/oder Ursache treten in der Regel die folgenden Entwicklungen auf:
- Prognosen für die Wirtschaftslage werden zunehmen pessimistisch.
- Die Nachfrage geht zurück.
- Die Lager sind überfüllt und die Produktion wird zurückgefahren.
- Unternehmen investieren nicht mehr.
- Preise, Löhne und Zinsen stagnieren oder sinken.
- Börsenkurse fallen.
- Unternehmen können ihre Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllen und müssen Insolvenz anmelden.
Eine Rezession ist allerdings nicht so gefährlich, wie viele denken. Häufig sorgt die Abschwächung dafür, dass übertriebener Optimismus mehr Realismus weicht und die gesamte Wirtschaft sowie die Kreditvergabe wieder vorsichtiger wird.
Eine Wirtschaft kann allerdings gefährdet sein, wenn sie von einer Rezession in die schlimmere Depression rutscht. Hierfür muss die Rezession über einen ungewöhnlich langen Zeitraum bestehen bleiben. Die Konjunktur erholt sich nicht und muss eventuell noch weitere Abschwünge verkraften. Während die Rezession als normal gilt und ein Gleichgewicht herstellen kann, ist die Depression eine wirtschaftliche Notlage, bei der der Staat nach Annahme der meisten Wirtschaftswissenschaftler eingreifen muss um Schlimmeres zu verhindern.
Im Rahmen der Depressionen sinkt die wirtschaftliche Tätigkeit weiter, die Beschäftigungszahlen und Börsenkurse fallen. Es kann langfristig sogar zum Kollaps des Wirtschaftssystems kommen. In der Vergangenheit waren jedoch auch internationale Krisen, Revolutionen und Bürgerkriege die Folge.
Fazit:
Bei der Inflation verliert das Geld langsam an realem Kaufwert, bei der Deflation steigt es. Beide Erscheinungen sind kein Grund zur Besorgnis. Vor allem die Inflation kann Nachfrage und Konjunktur antreiben. Allerdings wirken in beiden Preisänderungen Ursachen, die sich gegenseitig verstärken können und dann eine Gefahr für die Wirtschaft darstellen können.