Ursachen der Finanzkrise 2007/2008: Ein Rückblick

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Finanzkrise

Die Weltwirtschaftskrise ab 2007 gilt als schlimmste globale Wirtschaftskrise seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie wurde auch als US-Immobilienkrise oder „Subprimekrise“ bekannt. Grund dafür ist, dass der Auslöser für die Krise das Platzen einer Immobilien-Blase in den Vereinigten Staaten war. Sie begann am 09.08.2007 und erreichte einen vorläufigen Höhepunkt am 15.09.2008 mit dem Zusammenbruch der Großbank Lehman Brothers.

Was hat die Finanzkrise von 2007/2008 verursacht?

Welche Ursachen die Finanzkrise hervorriefen, ist immer noch ein Streitpunkt unter Wirtschaftsexperten. Grundsätzlich ähnelte auch die Finanzkrise von 2007 den üblichen Ursachen einer Finanzkrise, sodass der folgende Ablauf als wahrscheinlich gilt:

–                 Zwischen dem Ende der 1990er Jahre und 2006 kann es zu einem Anstieg der Immobilienpreise in den USA und auch der Anteil an Hausbesitzern wuchs. Problematisch dabei war, dass vor allem Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen Immobilien erwarben.

–                 Dadurch, dass die Immobilienpreise weiter stiegen, waren jedoch selbst Fehlinvestitionen und riskante Kredite keine Verlustbringer. Die Banken vergaben als Folge immer riskantere Darlehen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass die Kreditnehmer es zurückzahlen konnten, gering waren.

–                 Für die Verschuldung der unteren und mittleren Einkommensschichten wird die steigende Einkommensungleichheit in den USA gesehen. Die Stagnation unterer und mittlerer Einkommensgruppen führt dazu, dass diese ihre Ausgaben durch zunehmende Verschuldung finanzierten. Diese Tendenz wurde durch staatliche Förderung von Wohnungsbaukrediten und Deregulierung der Kreditmärkte politisch gefördert.

–                 Zudem hatte sich eine Sparschwemme entwickelt und international waren die Leitzinsen aufgrund des fehlenden Inflationsdrucks ungewöhnlich niedrig.

All diese Ursachen führten dazu, dass zahlreiche faule Kredite im Umlauf waren. Damit die Krise das große Ausmaß annehmen konnte, mussten jedoch auch innerhalb des Finanzsektors noch weitere unnötige Risiken eingegangen werden:

–                 Das Kreditrisiko der Banken wurde zunehmend an Dritte ausgelagert. Möglich wird dies durch strukturierte Finanzprodukte, die als Mortgage Backed Securities oder Collateralized Mortgage Obligations im Umlauf waren. Dies führte dazu, dass Banken bei der Vergabe von Krediten noch großzügiger sein konnten. Zum einen gingen sie von wachsenden Immobilienpreisen aus, zum anderen trugen das Risiko ohnehin Dritte.

–                 Durch den Verkauf war es den Banken möglich, noch mehr Kredite zu vergeben. Hätten sie die Subprime-Kredite nicht verkauft, hätten sie einen Teil ihres Eigenkapitals als Sicherheit hierfür hinterlegen müssen. Kurz vorm Platzen der Blase waren 40 Dollar Darlehen nur noch mit einem Dollar tatsächlichen Guthaben abgesichert.

–                 Die Managergehälter boten kurzfristige Provisionen, die einen zusätzlichen Anreiz zur Spekulation mit MBS und CMO gaben.

–                 Die Ratingagenturen halfen dabei, die faulen Kredite zu verkaufen, indem sie diese in Anlageprodukte mit A-Rating umwandelten. Dafür nutzten sie für ihre Risikoeinschätzung nur kurz zurückliegende Daten, durch die das Risiko aufgrund der gestiegenen Immobilienpreise der letzten Jahre klein gerechnet werden konnte. Zudem berieten sie viele Emittenten der Risikoanlagen.

–                 Durch Schattenbanken und andere Zweckgesellschaften führten durch teilweise sogar mehrfache Verbriefung dazu, dass die CDO in Portfolios mit erstklassigem Rating verwandelt werden konnten.

–                 CDO boten hohen Provisionen und waren somit auch für europäische Banken interessant, die keinen Zugang zu amerikanischen Hypothekenkrediten hatte und deshalb auf CDO zurückgriffen.

Ausbruch der Krise

Als nun ab 2005 die US-amerikanische Konjunktur nachließ und sinkende Wachstumsraten insbesondere in der Bauwirtschaft verzeichnet werden mussten, wurden viele Geldgeber vorsichtiger und die Immobilienpreise stagnierten. Zudem wurde der US-Leitzins im Juni 2006 auf bis zu 5,25 % angehoben. Die meisten Schuldner hatten variabel verzinsliche Kredite abgeschlossen und mussten nun deutlich höhere Tilgungsraten zahlen. Dies war für viele nicht mehr finanzierbar. Als Folge mussten Hausbesitzer oder Banken ihre Immobilie verkaufen und die Preise brachen ein. Der Preisverfall führte dazu, dass die Investoren nun ungesicherte Kreditforderungen besaßen.

Der Internationale Währungsfonds schätzte den Wertverfall von Subprime-Hypotheken im Oktober 2008 auf 500 Milliarden US-Dollar. Der Wertverlust ging jedoch unmittelbar in die Bankbilanzen ein und führten zu vermindertem Eigenkapital. Nun mussten die Banken neues Eigenkapital beschaffen oder Vermögenswerte verkaufen, was zu einem Preisverfall bei Vermögenswerten und zur Implosion des Finanzsystems führte.

Zudem mussten sowohl Hedgefonds als auch konservative Investmentfonds durch die ausfallenden Kredite Verluste verkraften, die teilweise zur ihrer Abwicklung führten. Dies sorgte für eine Vertrauenskrise unter den Anlegern, die ihr Kapital abzogen. Dies wiederum führte dazu, dass die Zweckgesellschaften nicht refinanziert werden konnten. Die Fälligkeiten waren meist über einen Zeitraum von unter einem Jahr verkauft worden, um so die Eigenkapitalquotenanforderung nach Basel I nicht erfüllen zu müssen. Nun mussten sie auf die Kreditzusagen der Banken zurückgreifen und die Finanzkrise war im vollen Gang.

Zu einer Wirtschaftskrise hat sich die Finanzkrise vor allem auf zwei Wegen verwandelt. Zum einen wurden Bankkredite verknappt, zum anderen brach der Welthandel um. Der Einbruch des Welthandels lässt sich allerdings in seiner Plötzlichkeit und Einheitlichkeit allerdings nicht auf realwirtschaftliche Vorgänge zurückführen. Stattdessen wirkte sich die Bankenkrise über die Finanzierungskanäle nachteilig auf den Welthandel aus.

Entwicklung der Finanzkrise:

–                 Das Ausmaß der Krise konnte nicht eingeschätzt werden. Dies führte zu einer Vertrauenskrise zwischen den Banken.

–                 Der Interbankenmarkt kam im September 2008 mit der Insolvenz von Lehman Brothers weltweit zum erliegen.

–                 Konjunkturprogramme und Finanzspritzen für angeschlagene Banken führten zu einer Erhöhung der Staatsverschuldung vieler Staaten.

–                 Risikoaufschläge gegenüber deutschen Bundesanleihen stiegen.

–                 Zahlungsfähigkeit vieler EU-Staaten konnten im Rahmen der Eurokrise nur durch Hilfskredite aufrechterhalten werden.

–                 Die Gesamtverluste werden vom IWF auf 11,9 Billionen US-Dollar geschätzt. Die Deutsche Bank Research geht von einer Minderung des Welt BIPs um vier Billionen US-Dollar aus.

–                 Allein Deutschland soll die Finanzkrise laut einer RWI-Studie 187 Milliarden Euro gekostet haben.

–                 Aktienkurse brachen ein, Rohstoffmärkte mussten Preisrückgänge verzeichnen.

–                 Zahlreiche Industrienationen erlebten eine Rezession.

–                 Schwellenländer waren durch Kapitalknappheit, Rezessionen, Ressourcenverbilligung und dem Rückgang der Entwicklungshilfe in vielen Fällen besonders von den Folgen der Finanzkrise getroffen.

–                 Die Nahrungsmittelpreiskrise soll ebenfalls im Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise stehen und führte zu einer Erhöhung der hungernden Menschen um 100 Millionen auf insgesamt eine Milliarde.

Bewertung der Krise

Die Finanzkrise von 2007/2008 gilt als eine der größten Krisen der letzten Jahrhunderte. Wie diese genau bewertet wird, hängt dabei auch vom wirtschaftspolitischen Standpunkt ab.

Viele Kritiker des Wirtschaftsliberalismus sehen in der fehlenden staatlichen Kontrolle einen der Gründe für den Zusammenbruch des US-amerikanischen Finanzsystems. So existierten beispielsweise lange Gesetze, die die Bildung von Großbanken verhinderten. Inzwischen gibt es weltweit 30 Großbanken, die als systemrelevant angesehen werden. Das bedeutet, dass eine Insolvenz der Banken so weitreichende Konsequenzen hätte, dass sie als „too big to fail“ angesehen werden – im Ernstfall also durch den Staat gerettet werden müssen. Dieses Wissen kann bei den betroffenen Konzernen natürlich auch dazu führen, dass Vorsichtsmaßnahmen, die in der freien Wirtschaft eigentlich notwendig sind, nicht getroffen werden.

Andere Wirtschaftsexperten sehen vor allem in der mangelnden Transparenz und dem spekulativen Charakter von Finanzderivaten die Quelle des Übels. Ohne realen Mehrwert können Investoren durch die Hebelwirkung ein Vielfaches ihres Kapitals bewegen. Auch die Rating-Agenturen trugen durch ihre Bewertungen der CDO als sichere Anlage zur Finanzkrise bei. Der Markt für Finanzderivate gilt als wenig reguliert und steht erst seit wenigen Jahren auch privaten Investoren zur Verfügung, sodass auch hier der Vorwurf greift, dass der Finanzmarkt nicht ausreichend reguliert ist.

Wieder andere sehen in der Finanzkrise lediglich eine Wiederholung der Geschichte. Durch die globale Marktwirtschaft und dem Ende des Kommunismus seien neue Herausforderungen entstanden, die derzeit nicht durch eine angemessene Finanzordnung gelöst werden würden. Die Finanzkrise sei somit als erste Krise der Globalisierung als ein Wendepunkt anzusehen, der möglicherweise sogar auf ein „postamerikanisches Zeitalter“ hindeute.

Gut verständlich wird die Krise auch durch die Theorie des Wirtschaftswissenschaftlers Hyman Minsky. Er geht davon aus, dass sich Krisen zyklisch wiederholen. Nach einer Krise seien alle Marktteilnehmer vorsichtig und würden nur Kredite aufnehmen und vergeben, bei denen eine Tilgung fast sicher sei. Im Laufe der Zeit steigt jedoch die Risikofreude der Akteure und mit ihr die Schuldenlast, sodass das System schließlich zusammenbrechen muss.

Konsequenzen aus der Krise

Weltweit – jedoch vor allem in der westlichen Welt – führte die Krise zu einer Vielzahl an Reformvorschlägen, die eine ähnliche Entwicklung in Zukunft verhindern sollen:

  • Erhöhung der Eigenkapitalquote von Finanzinstitutionen
  • Überarbeitung von Bilanzierungsregeln.
  • Stärkere Reglementierung von bislang unregulierten Finanzprodukten und spekulativen Hedgefonds.
  • Ratingagenturen werden stärker überwacht und müssen ihre Berechnungsgrundlage offen legen.
  • Stärkung des IWF.
  • Verbot zu großer Prämienzahlungen an Manager, vor allem im kurzfristigen Bereich. Stattdessen Orientierung der Anreizsysteme an mittelfristigen Zielen.
  • Mehr Verbraucherschutz durch transparentere Informationen.
  • Abschaffen von Steueroasen.

Als Konsequenz wurde schließlich Basel III abgeschlossen. Das Reformpaket strebt dabei unter anderem eine Erhöhung der Mindestkernkapitalrate und des Kapitalerhaltungspuffers an. Ziel ist die Erhöhung von Qualität, Konsistenz und Transparenz der Eigenkapitalbasis. Zudem wurde die Einführung einer verbindlichen Verschuldungsgrenze ab 2018 beschlossen und antizyklische Puffer gestärkt.

Das Reformpaket ist allerdings nicht unumstritten. Vor allem die Benachteiligung der KMUs bei der Kreditgewährung wurde scharf kritisiert. Zudem kritisieren Ökonomen, dass durch die Vorschriften nicht zwangsläufig ein gutes Risikomanagement gefördert werde. Zudem seien die Eigenkapitalquoten nach wie vor zu niedrig.

Fazit:

Die Finanzkrise ab 2007 wurde vor allem durch zu riskante Kredite verursacht, die aufgrund einer erwarteten Preissteigerung auf dem Immobiliensektor auch an Schuldner mit geringem Einkommen vergeben. Die Kredite wurden weiterverkauft und verbrieft als „sichere“ Finanzprodukte auf den Markt gebracht. Als die Preissteigerung ausblieb, brach das System zusammen und die geringe Eigenkapitalquote der Großbanken führte zusätzlich dazu, dass sich die Krise auf mehrere Banken ausweitete. Als Folge entstand ein Finanzierungsdefizit, das den Welthandel einbrechen ließ und zur Weltwirtschaftskrise führte. Dass durch die anschließend verabschiedeten Reformen genügend Vorsorgemaßnahmen gegen eine neue Krise getroffen worden sind, scheint vielen Ökonomen fragwürdig zu sein.

Tilman schreibt seit 2017 für Aktien.net. Studiert hat er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seit mehr als zehn Jahren ist er freiberuflicher Online-Autor und hat unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, manager-magazin.de und Spiegel Online geschrieben. Gelernt hat er sein Handwerk aber ganz klassisch bei der Tageszeitung Main Post als Lokalreporter.

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