Wie gefährlich sind Schattenbanken?

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Schattenbanken gefährlich?

Was sind Schattenbanken?

Der Begriff Schattenbank ist nicht klar definiert. Grundsätzlich können unter diesem Wort alle Unternehmen verstanden werden, die ähnliche Funktionen wie Banken wahrnehmen, dabei jedoch keiner Kontrolle unterliegen. Dabei handelt es sich keineswegs um Unternehmen, die sich an der Grenze zur Illegalität bewegen. Sie erfüllen vor allem die Regulierungsrichtlinien nicht, da sie ihre Tätigkeit anders auslegen können als dies bei einer traditionellen Bank der Fall wäre. Deswegen können sie auch in einer Grauzone verortet werden.

Unter den Begriff Schattenbanken können fallen:

  • Geldmarktfonds
  • Börsengehandelte Indexfonds
  • Spezielle Zweckgesellschaften
  • Kreditvermittler
  • Vermögensverwalter
  • Hedgefonds
  • Private Equity-Firmen

Der größten Schattenbank-Sektor findet sich nach wie vor in den USA. Dort sind die Schattenbanken inzwischen für mehr als die Hälfte der Kreditvergabe verantwortlich. In Europa sind es derzeit ein Viertel mit steigender Tendenz. Auch China hat ein Schattenbankproblem.

Der größte Unterschied zwischen herkömmlichen Geschäftsbanken und Schattenbanken besteht in der Tatsache, dass Schattenbanken keine Giralgeldschöpfung betreiben können und zudem keinen direkten Zugang zur Zentralbankliquidität erhalten. Stattdessen sind Rückkaufvereinbarungen im Schattenbanksektor zentral.

Sie sind auf deswegen auch nicht verpflichtet, sich am Leitzins zu orientieren. Das führt zum einen zu einem größeren Wettbewerb, zum anderen sind Schattenbanken deswegen jedoch auch gefährdeter für kurzfristige Liquiditätsschwankungen. Zudem sind die Passiva nicht durch staatliche Einlagensicherungen geschützt.

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Warum werden Schattenbanken wichtiger?

Schattenbanken sind einer der größten Wachstumsmärkte. Schnell war das Volumen wieder über dem Betrag zur Finanzkrise, innerhalb weniger Jahre verdoppeln sich Anzahl und Wert der Finanzgeschäfte. Über 70 Billionen US-Dollar soll der Markt inzwischen groß sein.

In der Eurozone und in den USA liegt das schnelle Wachstum in dieser Branche auch an den Richtlinien, die im Zuge der Finanzkrise erlassen wurden. Durch Dood-Frank in den USA und Basel III innerhalb der EU müssen Banken im Verhältnis zur Kreditvergabe mehr Eigenkapital zurücklegen. Das führt dazu, dass die Institute im Ernstfall zwar besser aufgestellt sind, allerdings auch weniger Kapital für Kredit aufbringen können.

Ein weiterer Grund für das Wachstum sind die niedrigen Leitzinsen. Anleger suchen nach Alternativen mit mehr Zinsen. Diese finden sie häufig bei Vermögensverwaltern, privaten Kreditfonds oder Crowdfundingfirmen.

Außerdem nutzen auch traditionelle Banken immer häufiger Schattenbanken. Sie können Risiken in Zweckgesellschaften auslagern und so die Regulierungsrichtlinien umgehen. Dies hat in der Vergangenheit bereits Banken wie die Hypo Real Estate ins Straucheln gebracht. Allerdings steigt natürlich trotz aller Warnungen für die Banken der Anreiz, diesen Ausweg zu nehmen, wenn die Regulierung weiter zunimmt.

Was tun Schattenbanken?

Schattenbanken bieten inzwischen auch einen Großteil des traditionellen Bankengeschäfts an. Darunter fallen nicht nur die nahezu bonitätsunabhängige Kreditvergabe an Start-Ups, sondern auch Privatkunden die bspw. in Wasserstoff investieren möchten finden unter den Schattenbanken einen passenden Anbieter. Zum Tätigkeitsbereich zählen weiterhin:

  • Geldanlage für Kunden
  • Rückkaufsvereinbarungen
  • Wertpapierleihen
  • Verkauf von Fonds, ETFs und anderen Finanzprodukten
  • Finanz- und Risikoanalysen

Vorteile von Schattenbanken

Allerdings sind Schattenbanken nicht per se schlecht. Unabhängig davon, dass sie gerade in Krisenzeiten ein bedeutsames zusätzliches Risiko darstellen, sind sie inzwischen zu den wichtigsten Kreditgeber aufgestiegen. Durch die zahlreichen Gesetze und Anforderungen seit der letzten Finanzkrise sind herkömmliche Banken immer weniger gewillt, Kredite zu vergeben. Schattenbanken springen hier in die Bresche. Gerade Start-Ups können in der Regel von institutionellen Geldinstituten keinen Kredit erwarten, den sie bei Schattenbanken schon wesentlich eher erhalten.

Es gibt Befürworter, die sogar der Meinung sind, dass Schattenbanken gut für das globale Finanzsystem sein. Sie würden mehr Wettbewerb schaffen und so den Bankensektor effizienter machen. Der Wettbewerb, der durch die Konsolidierungswelle nach der Finanzkrise eingebrochen ist, würde so wieder angeregt werden.

Blackrock als Beispiel einer Schattenbank

Die „Vermögensverwalter“ Blackrock verwalten bereits in 2019 ein unvorstellbares Kapital von 7,43 Billionen US-Dollar Kundenvermögen (Quelle Statista), was in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Deutschlands entspricht. Das Unternehmen ist eine reine Anlagefirma, sodass es um die strengen Kapitalvorschriften für Kreditinstitute herumkommt. Den Anlegern des Unternehmens sollen derzeit mehr als fünf Prozent des DAX gehören. Es handelt sich somit je nach Rechnung um den größten oder nach Slyngstad zweitgrößten Einzelaktionäre an der deutschen Börse. Dabei bleibt das Unternehmen, dass als eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen gilt, lieber im Hintergrund.

Blackrock beschäftigt inzwischen mehr als 10.000 Mitarbeiter und ist in allen weltweiten Finanzzentren vertreten. Das Unternehmen legt dabei – im Gegensatz zu Großbanken – ausschließlich das Geld seiner Klienten an. Zu ihnen gehören:

  • Versicherungen
  • Rentenkassen
  • Stiftungen
  • Staatsfonds
  • Universitäten
  • Wohltätigkeitsorganisationen.

Dabei nutzt Blackrock unterschiedliche Assetklassen. Zu ihnen zählen Aktien, Anleihen, Immobilien, Finanz- und Kreditderivate und Geldmarktfonds.

Der Erfolg des Unternehmens fußt dabei vor allem auf der Risikoanalyse, die inzwischen mit mehreren Großrechnern und hunderten Mitarbeitern durchgeführt wird. Auf diese Weise können Investoren nicht nur das Risiko ihres Portfolios besser einschätzen, sondern auch Chancen besser erkennen. Blackrock gilt als einer der wichtigsten Berater der US-Regierung und war an mehreren Rettungsaktikonen in der Finanzkrise beteiligt. Auch in der EU werden Blackrock-Mitarbeiter in der EU und in Irland in Analyse und Verbesserungsvorschläge einbezogen.

Blackrock ist also nicht als klassische Investmentbank tätig und weißt demzufolge ein weniger großes Risiko auf. Allerdings ist Blackrock inzwischen ein Gigant der Finanzwelt und gilt als „too big to fail“.

Kritiker wie beispielsweise der bekannte Spekulant und Corporate Raider Icahn betrachten Blackrock sogar als eine extrem gefährliches Unternehmen. Grund dafür ist das Übergewicht von ETFs in den Portfolio der Kunden. Icahn hält diese für illiquide. Blackrock sei so viel Liquidität zugeflossen, dass das Unternehmen inzwischen mehr oder weniger den Markt darstelle. Im Ernstfall könnte Blackrock also nur noch an sich selbst verkaufen und es würde sich um eine Liquiditätsillusion handeln. Blackrock-Chef Larry Fink ist allerdings anderer Meinung.

Auch bei Blackrock wird die Verknüpfung zwischen Geschäfts- und Schattenbanken jedoch sichtbar. Das Unternehmen ist seit der Übernahme von iShares der größte Anbieter für börsengehandelte Fonds und ist der größte Aktionär der Deutschen Bank.

Was ist das größte Risiko, das von einer Schattenbank ausgeht?

Schattenbanken sind an sich nicht schlechtes. Allerding sind sie in der Regel deutlich verwundbarer als andere Banken. Dies liegt vor allem daran, dass die Liquidität aufgrund der fehlenden Gesetze nicht gegeben ist. Schattenbanken selbst finanzieren sich häufig nur sehr kurzfristig. Sie unterliegen nicht der Einlagensicherung, haben keinen Zugriff auf Notenbankgelder und weisen in der Regel ein riskantes Verhältnis von Kapital und Schuldenanteil auf.

Zudem ziehen die Geldgeber in schlechten Zeiten besonders schnell ihr Geld ab oder versuchen es zumindest. Das führt dann im Ernstfall zu einer Kettenreaktion, die sogar in einem Kollaps münden kann. Der massive Mittelabzug (Bank Run) könnte auch durch mangelndes Vertrauen gerade weil es sich um Schattenbanken handelt, zustande kommen.

Auch Wiederverbriefungen von Verbindlichkeiten können zu einem großen Problem werden, da das Risiko auf diese Weise verschleiert wird. Zudem gehen Schattenbanken bei der Kreditvergabe in der Regel mehr Risiko ein. Kritiker bemängeln, dass sie dabei bereits wieder auf dem Stand vor der Finanzkrise sind, während die herkömmlichen Banken immer noch deutlich vorsichtiger seien. Dabei gilt vor allem die Fremdfinanzierung vieler Schattenbanken als Problem. Kreditsicherheiten können hier mehrfach umgewälzt werden, da sie nicht den durch die Regulierungsbehörden verhängten Limits unterliegen.

Ein weiteres Problem können Ansteckungs- und Spillover-Effekte werden, die durch Insolvenzen entstehen können. Die Risiken der Schattenbanken können leicht auf den Bankensektor übertragen werden.

Zudem investieren auch zunehmend institutionelle Investoren in Schattenbanken, beispielsweise in Hedgefonds. Barclays beispielsweise geht davon aus, dass rund die Hälfte der Nettozuflüsse von 2012 aus dieser Quelle stammt. Das führt allerdings auch dazu, dass das systemische Risiko für alle Banken und Schattenbanken steigt. Banken können zudem auf direktem Wege über Kredit- und Refinanzierungsbeziehungen, Haftungsmechanismen und Garantiegewährungen mit Banken verknüpft sein. Genauso möglich ist jedoch auch die indirekte Verbindung durch ähnliche Investitionen möglich. Das führt dazu, dass Schattenbanken auch herkömmliche Geschäftsbanken mit sich in die Tiefe reißen könnten, obwohl diese die Regularien erfüllen. Darüber hinaus investieren Banken nicht nur in Schattenbanken, sie nutzen sie zudem auch häu8figer, um Regulierungen der regulären Banken zu umgehen.

Im Ernstfall droht somit eine erneute Finanzkrise. Gerade dann, wenn mehrere Schattenbanken betroffen sind oder die großen Banken strauchelt, könnte die Weltwirtschaft erneut ins Chaos gestürzt werden.

Schattenbanken können nur schwierig reguliert werden

Spätestens seit der Finanzkrise gilt der Markt für Schattenbanken bei vielen Wirtschaftsexperten als regulierungsbedürftig. Allerdings stehen die Regierungen und Regulationsbehörden hier vor großen Problemen. Zum einen ist der Markt zu heterogen und in sich nicht ausreichend erfasst. Das führt dazu, dass es schwierig ist, Zugänge der Regulierung zu finden. Zum anderen handelt es sich um ein internationales Problem, das national nicht gelöst werden kann. Hier wären maximal Abwanderungen die Folge. Zudem herrscht keine Einigkeit darüber, wie gefährlich und wie nützlich Schattenbanken tatsächlich sind. Blackrock beispielsweise ist der Meinung, dass eher Finanzprodukte als Unternehmen reguliert werden sollten. Auch dieser Vorschlag stößt bei vielen auf Zustimmung, hinzu kommen die Vertreter einer liberalen Wirtschaftspolitik ohne Regulierungen.

Es handelt sich hierbei also um ein sehr breites und relativ unerforschtes Feld, das sich zudem stetig weiterentwickelt und verändert. Dass die Politik hier vor einer erneuten Finanzkrise ausreichend tätig wird, gilt eher als unwahrscheinlich.

Fazit:

Schattenbanken sind nicht grundsätzlich zu verteufeln. Sie tragen zum Wettbewerb bei und werden eine immer wichtigere Finanzierungsquelle. Allerdings ergeben sich durch die fehlende Regulierung einige Risiken. Hinzu kommt, dass es immer größere Konzerne auf dem Markt gibt, wie beispielsweise den 7-Billionen-Giganten Blackrock. Dadurch, dass Schattenbanken immer systemrelevanter werden, ergeben sich bedeutende Risiken, die im Ernstfall in einer erneuten globalen Finanzkrise münden könnten.

Paul ist Autor von Aktien.net und schreibt seit 2016 für das Portal. Im August 2006 - Januar 2009 hat er eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bei der Allianz Versicherung absolviert. Hier war er unter anderem im Investmentbanking bei der Dresdner Bank (damals noch Teil der Allianz, heute Commerzbank) eingesetzt. Paul interessiert sich insbesondere für Aktienindizes, ETFs, Fonds, Rohstoffe und Anleihen.

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