Wissenswertes über den Leitzins

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Der Leitzins wird von einer Zentralbank festgelegt und gibt somit den Zinssatz an, zudem sie Geld an die ihr angeschlossene Kreditinstitute verleiht. Damit stellt er eines der wichtigsten Instrumente der Zentralbank dar. Er beeinflusst:

  • Zinsen
  • Stimmung
  • Volkswirtschaft
  • Wirtschaftswachstum
  • Arbeitslosenquote

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Wie funktioniert der europäische Leitzins?

Der europäische Leitzins verfügt im Gegensatz zu den meisten Leitzinsen aus anderen Ländern über eine Besonderheit. Die Europäische Zentralbank (EZB) legt nicht nur einen Zins fest, sondern gleich drei.

  1. Der Hauptrefinanzierungssatz

Der Hauptrefinanzierungssatz ist der Zins, der gemeinhin mit „Leitzins“ gemeint ist, und stellt das wichtigste geldpolitische Instrument dar, da die EZB damit indirekt die Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt beeinflussen kann.

Das Hauptrefinanzierungsgeschäft zählt zu den Offenmarktgeschäften und entspricht weitestgehend dem Wertpapierpensionsgeschäft, das früher von der Bundesbank durchgeführt wurde. Es läuft in den folgenden Schritten ab:

  • Die EZB veröffentlicht die Termine, zu denen sie Geld anbieten möchte. Diese werden im unverbindlichen Tenderkalender mindestens drei Monate im Voraus bekannt gegeben. In der Regel gibt es einen Termin je Woche.
  • Die EZB legt die Zinsen entweder fest, dann geschieht die Ausschreibung als Mengentender. Dies war vor allem bis 2000 und während der Finanzkrise im Oktober 2008 der Fall. Seitdem wird überwiegend das Zinstenderverfahren durchgeführt.
  • Zinstenderverfahren bedeutet, dass die Zentralbank einen Mindestbietungssatz festlegt, also den minimalen Zins, zudem sie Offenmarktgeschäfte durchführen würde. Darüber hinaus benennt sie die Geldmenge, die emittiert werden kann oder soll.
  • Nun nennen die Geschäftsbanken denjenigen Zins, zu dem sie ihrerseits das Offenmarktgeschäft durchführen würden.
  • Wenn alle teilnehmenden Geschäftsbanken ihren Zins geboten haben, erfolgt die Zuteilung der Gelder nach dem amerikanischen Verfahren.
  • Die Abwicklung erfolgt durch die nationalen Zentralbanken.
  • Die Kredite sind jeweils auf eine Woche beschränkt. Dies ist deswegen ein großer Vorteil, weil die Bedingungen für den größten Teil des Refinanzierungsvolumens auf diese Weise wöchentlich neu festgelegt werden können. So kann die Zentralbank prinzipiell jederzeit den Geldmarkt beeinflussen.

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  1. Spitzenrefinanzierungssatz

Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der zweite Leitzins, mit dem die EZB arbeitet. Er ermöglicht Geschäftsbanken aus Euro-Ländern, sich sehr kurzfristig Geld bei der EZB zu besorgen. Dieses erhalten sie allerdings nicht zu den günstigen Konditionen aus der Versteigerung. In der Regel liegt der Spitzenrefinanzierungssatz um einen Prozentpunkt über dem Hauptfinanzierungssatz. Derzeit sind es allerdings nur 0,75 Prozentpunkte.

Um einen Kredit außerhalb der wöchentlichen Auktionen zu erhalten, müssen die Geschäftsbanken für Transaktionen mit der EZB zugelassen sein. Sie können dann notbankfähige Sicherheiten wie Wertpapiere einsetzen, um sich kurzfristig Geld zu beschaffen. Da solche Geschäfte in der Regel sehr schnell abgewickelt werden, werden sie auch als „Übernachtkredit“ bezeichnet.

Offene Sollsalden auf den EZB-Konten werden ebenfalls automatisch zu Spitzenrefinanzierungsfazilitäten, sodass auch dafür der Spitzenrefinanzierungssatz anfällt. Als Spitzenrefinanzierungsfazilitäten werden in unbegrenzten und dauerhaften Volumen angeboten. Sie zählen also zu den ständigen Fazilitäten.

Der Spitzenrefinanzierungssatz hat die Funktion, Liquiditätsengpässe bei den Geschäftsbanken zu verhindern. Zudem kann über diesen Leitzins auch die Zinspolitik mitbestimmt werden. Da er vor allem vom Refinanzierungssatz abhängt, ist dies jedoch von untergeordneter Bedeutung.

  1. Einlagesatz

Geschäftsbanken können sich nicht nur Geld von der EZB leihen, sondern auch kurzfristig nicht benötigtes Geld bei der EZB anlegen. Sie erhalten dafür den von der EZB festgelegten Einlagesatz. Die Einlage ist dabei innerhalb kürzester Zeit möglich, weswegen sie auch als „Übernachtanlage“ bezeichnet werden. Banken können die Möglichkeit der Einlage prinzipiell jederzeit, in unbegrenztem Volumen und in unbegrenzter Dauer nutzen, sodass es sich auch hier um eine ständige Fazilität handelt. Sobald sich auf den ESZB-Konten offene Habensalden befinden, werden diese zu Einlagefazilitäten.

Dies hat für Banken den Vorteil, dass sie Liquiditätsüberschüsse auf diese Weise sehr leicht vermeiden können. Die Zentralbank kann hingegen auf diese Weise ebenfalls die Zinsen auf dem Markt beeinflussen. Zudem kann sie über den Einlagezins auch die Kreditvergabe mitbestimmen. Wenn der Einlagesatz  negativ ist, wie dies derzeit der Fall ist, bedeutet dies für die Geschäftsbanken, dass es noch attraktiver wird, kein Guthaben auf dem EZB-Konto zu behalten, sondern es an Kunden über Darlehen weiter zu vermitteln.

Welche Funktionen hat der Leitzins?

Der Leitzins hat verschiedene Funktionen und kann so eine Volkswirtschaft deutlich beeinflussen. Eine Erhöhung der Leitzinsen führt dazu, dass die Liquiditätsbeschaffung kostenintensiver wird, dies an die Kunden weitergegeben wird. Umgekehrt wird eine günstigere Weitergabe erleichtert, wenn der Leitzins gesenkt wird. Auf diese Weise soll in der Regel die Inflationsrate erhöht und die Konjunktur angekurbelt werden. Auf diese Weise beeinflusst der Leitzins beispielsweise auch wichtige volkswirtschaftliche Größen wie die Arbeitslosenquote.

Der Leitzins hat auch über den Umweg des Exportes Auswirkungen auf die Konjunktur. Eine Leitzinserhöhung führt in der Regel auch zu einem Anstieg des Wechselkurses. Dadurch werden Waren im Ausland teurer und der Absatz sinkt. Der Export lässt nach. Umgekehrt kann eine Absenkung dazu führen, dass inländische Waren im Ausland günstiger werden und dementsprechend häufiger nachgefragt werden. Dies sorgt für eine erhöhte Auslastung der Produktion und wirkt sich so förderlich auf die Konjunktur aus.

Allerdings ist es nicht immer möglich, allein über den Leitzins positive Effekte zu erreichen. Wächst die Wirtschaft beispielsweise nicht wie geplant durch das günstigere Geld, kann dies negative Folgen haben. Dann befindet sich zu viel günstiges Geld im Umlauf. Im schlimmsten Falle droht auf Dauer eine Hyperinflation.

Kritik am Leitzins

Obwohl der Leitzins eine hohe Bedeutung für die Volkswirtschaft haben soll, ist umstritten, ob der Leitzins für die Zinspolitik tatsächlich noch wichtig ist und sich auf Zinsen und Kreditvergabe auswirken kann. Hintergrund ist die Tatsache, dass auch Mindestreserve und Geldschöpfung einen großen – wenn nicht noch größeren Einfluss auf die Kreditvergabe und die Gewinnspanne der Geschäftsbanken ausübt.

Seit Anfang 2012 ist die Mindestreserve auf ein Prozent abgesenkt. Das bedeutet, dass die Geschäftsbanken das Hundertfache des geliehenen Gelds an Unternehmer, Privatleute oder den Staat weiterverleihen kann. Das bedeutet, dass sich selbst eine deutliche Änderung von mehreren Prozent kaum auf die Gewinnspanne der Banken auswirken würde, da sich die Wirkung natürlich ebenfalls um das 100fache abschwächt.

Als wesentlich wichtiger gelten Angebot und Nachfrage. Es gibt kaum eine andere Möglichkeit, die Zinsen deutlicher zu beeinflussen. Eines der bekanntesten Beispiele dafür, dass der Markt auf Leitzinsänderungen reagiert, ist die unmittelbare Hypothekenzinserhöhung der Schweizer Banken, als die dortige Nationalbank bekanntgab, dass ein negativer Leitzins eingeführt wird. Begründet wurde dies mit dem daraus entstehenden Verlust. Dass derartige Schritte in Deutschland nicht in dieser Deutlichkeit erfolgt sind, wird hingegen mit dem größeren Wettbewerb unter den Banken begründet.

Zudem sind es fraglos die Regierungen der westlichen Welt, die durch die niedrigen Zinsen auf Staatsanleihen die größten Vorteile haben. Sie können ihre Refinanzierungskosten senken. Allerdings ermöglicht dies indirekt, Gelder für Investitionen bereitzustellen und so die Konjunktur zu beleben.

Welche Konsequenzen hat ein sehr geringer bis negativer Leitzins?

Der negative Leitzins bezieht sich im Rahmen des Euro-Raumes vor allem auf den Einlagenzins. Haben die Geschäftsbanken Geld auf ihren EZB-Konten, müssen sie dafür Strafzinsen an die EZB bezahlen. Dies soll vor allem dazu führen, dass mehr Kredite vergeben werden und so die Konjunktur gestärkt wird. Zudem soll die Inflationsrate durch diese Maßnahme erhöht werden.

Verbraucher sind allerdings auf verschiedene Arten betroffen.

Als Hauptproblem gilt, dass es Privatanlegern auch mit den üblichen Geldanlagen kaum noch möglich ist, eine Rendite zu erzielen. Sowohl Renten– als auch Geldmarktfonds können durch die Negativzinsen noch ausreichend Rendite erzielen. Bei Lebensversicherungen sind bereits die Niedrigzinsen ein Problem. Vor allem der Garantiezins aus früheren Zeiten wird unerreichbar, die Lebensversicherungen müssen ihn jedoch trotzdem einhalten.

Anleihen eignen sich faktisch nicht mehr zur Geldanlage. Entweder die Anleihen sind zu riskant oder sie werfen keine Rendite mehr ab, die auch nur dazu reichen würde, die Inflation abzufedern. Hinzu kommt, dass auch Tagesgeld oder Festgeld nicht genügend Gewinn generieren.

Das treibt Privatanleger zunehmend der Börse zu, allerdings gilt der Markt dann häufig bereits als überbewertet. Dass die Baufinanzierung dadurch günstiger wird, scheint auf den ersten Blick ein Vorteil zu sein. Allerdings sind Immobilien zu diesem Zeitpunkt aufgrund des billigen Geldes häufig überbewertet und spätere Zinssteigerungen führen dazu, dass die Tilgungsraten steigen. Die Immobilie ist dann allerdings möglicherweise weit weniger wert, der Kredit nicht mehr gedeckt und im schlimmsten Fall verliert der Verbraucher die Immobilie wieder.

Welche Konsequenzen hat eine Anhebung des Leitzinses?

Eine Erhöhung des Leitzinses verteuert die Kreditaufnahme und kann so dafür sorgen, dass sich weniger Geld im Umlauf befindet. Die Geldschöpfung ist für die Geschäftsbanken dann teurer und Kredite werden weniger häufig vergeben. Dies ist häufig Teil einer kontraktiven Geldpolitik. Ziel ist es, die Inflation abzuschwächen oder sogar teilweise zurückzunehmen. Allerdings hat eine Leitzinserhöhung so indirekt die folgenden Konsequenzen:

  • Weil Kredite teurer sind, werden weniger Investitionen getätigt.
  • Der Konsum geht zurück.
  • Die Konjunktur schwächt sich ab.
  • Die Zinsen für festverzinsliche Geldanlagen steigen.

Da die Volkswirtschaft auf diese Weise sogar in eine Rezession geraten kann, wird dieses Mittel in der Regel mit großer Vorsicht angewandt.

Fazit:

Der Leitzins ist eines der wichtigsten geldpolitischen Instrumente. Die EZB arbeitet gleich mit drei verschiedenen Leitzinsen für kurz- und langfristige Kredite sowie einem Einlagensatz. Auf diese Weise ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten der Beeinflussung. Allerdings ist die Wirksamkeit von Leitzinsänderungen inzwischen durchaus umstritten. Eine gewisse Preisstabilität wird allerdings alleine durch die Signalwirkung der Änderungen erzeugt, die sich auf die Stimmung der Wirtschaft auswirken. Ein Absenken hat vor allem für die Geldanlage häufig negative Konsequenzen, soll jedoch die Konjunktur anregen. Von einer Leitzinserhöhung profitieren Sparer hingegen, während Kredite teurer werden und Investitionen zurückgehen.

Thomas Detlef Bär schreibt seit mehr als zehn Jahren über Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucherthemen. Bereits vor dieser Zeit galt sein Interesse dem Aktienmarkt. Seine Erfahrungen hat er in vielen Ratgebern niedergeschrieben und in Onlinemedien veröffentlicht. Thomas hat Betriebswirtschaft studiert und nach Abschluss seines Studium mehrere Jahre als Ökonom in einem ostdeutschen Automobilbetrieb gearbeitet. In den 1990er Jahren startete er als freiberuflicher Versicherungs- und Vermögensberater. 2009 begann er Ratgeber für das bekannte Portal helpster.de zu verfassen. Seitdem veröffentlicht er regelmäßig Beiträge auf zahlreichen Finanz-Portalen, darunter mikrokredit24.net, gevestor.de, onlinebanken.com. Seit 2020 schreibt er bei Aktien.net über Themen rund um den Aktienmarkt.

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