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Löst der Yuan bald den US-Dollar ab?
Der chinesische Yuan (oder Renminbi) wird im internationalen Zahlungsverkehr immer bedeutender. Viele Wirtschaftsanalysten gehen davon aus, dass der Yuan dem US-Dollar als Leitwährung den Rang ablaufen wird. Zudem ist das erklärte Ziel der chinesischen Regierung, den Renminbi eindeutig als Alternative zu etablieren, um sich vom Dollar zu emanzipieren.
Inhaltsverzeichnis
Wie wichtig ist der Yuan jetzt bereits?
Der Yuan hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, was vor allem an zwei Faktoren liegt. Zum einen hat die chinesische Regierung die Wirtschaft bereits jetzt deutlich liberalisiert, auch wenn noch viele Bereiche staatlich stark reglementiert sind. Zum anderen wird die chinesische Volkswirtschaft immer wichtiger. Da sich der Zahlungsverkehr immer auch an den wichtigen Wirtschaften orientiert, nimmt der Yuan immer weiter an Bedeutung zu.
Im Januar 2015 zählte der Renminbi erstmals zu den 5 Währungen, die international am häufigsten genutzt wurden. Er konnte sich gegen den Kanadischen Dollar durchsetzen und schloss mit einem Anteil von 2,8 Prozentpunkten zum japanischen Yen auf. Ohnehin konkurriert die chinesische Währung seit Jahren mit dem Yen um die Stellung als wichtigste Währung im asiatischen Raum.
Allerdings verlor der Yuan den fünften Platz bereits im darauf folgenden Jahr wieder. Grund dafür waren vor allem die Turbulenzen an den chinesischen Börsen zu Beginn des Jahres 2016 erlebte. Zudem führten auch schlechte Nachrichten und Prognosen zum chinesischen Wirtschaftswachstum dazu, dass der Optimismus etwas geschmälert wurde. Im ersten Halbjahr 2016 sah die Reihenfolge wieder folgendermaßen aus:
- US-Dollar mit 41 %
- Euro mit 31 %
- Britisches Pfund mit 9 %
- Japanischer Yen mit 3,5 %
- Kanadischer Dollar mit 2 %
- Chinesischer Renminbi mit 1,7 %
Grundsätzlich ist allerdings zu erwarten, dass die schwache Entwicklung des Renminbi sich wieder umkehren wird und die chinesische Währung wieder an Bedeutung gewinnt. Dies zeigt sich beispielsweise auch an der jüngsten Entscheidung in Bezug auf die Zusammensetzung des Währungskorbes des IWF.
Diese Statistik spiegelt zudem nicht die Verbreitung des Renminbi wieder. Diese nimmt nämlich zu. Mehr als 1.800 Banken auf der Welt wickeln inzwischen Transaktionen in Yuan ab, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent bedeutet. Und auch für Unternehmen wird der Renminbi deutlich wichtiger. Beschäftigten sich 2015 noch rund 25 Prozent der von der Commerzbank befragten Unternehmen mit dem potenziellen Nachfolger des Dollars, waren es 2016 bereits 33 Prozent.
Auch die chinesische Regierung arbeitet weiter daran, eine Alternative zum US-Dollar zu werden. So wird beispielsweise seit April 2016 der Referenzpreis für Gold an der Shanghai Gold Exchange bestimmt. Dies gilt als wichtiger Schritt Chinas, sich vom US-Dollar zu emanzipieren. China gilt zudem derzeit nicht nur als wichtigster Importeur, sondern auch größter Goldproduzent. Demzufolge ist es mehr als sinnvoll aus Sicht der Chinesen, zukünftig Gold auch in Renminbi zu bestimmen. Natürlich macht dieser Schritt die Shanghai Gold Exchange auch für chinesische Importeure und Exporteure deutlich attraktiver.
Entscheidend ist allerdings die Tatsache, dass sich der Renminbi immer mehr als Alternative präsentiert und die chinesische Regierung auf vielfältige Weise die Infrastruktur aufbaut, die es ermöglichen könnte, den Dollar als Weltwährung abzulösen. Keine andere Konkurrenzwährung zum Euro bietet dies derzeit.
Der Renminbi ist bereits jetzt Reservewährung
In den Kreis der Reservewährung werden nur die weltweit wichtigsten Währungen aufgenommen. Der IWF legt fest, welche Währungen zu welchem Anteil in den Währungskorb aufgenommen werden. Die Zusammensetzung der Währungen hat sich dabei seit der Einführung des Euros nicht mehr geändert. Mit US-Dollar, Euro, japanischen Yen und britischem Pfund stand die Besetzung fest.
Auch deswegen gilt die Aufnahme des Renminbi als fünfte Währung als deutliches Zeichen für die Wichtigkeit des Yuan. Wirksam wird die Entscheidung im Oktober 2016. Damit die Aufnahme in den Währungskorb gelingen konnte, musste die chinesische Regierung ihr Geld- und Finanzsystem reformieren.
US-Dollar verliert an Bedeutung
Bei der zunehmenden Wichtigkeit des Renminbi überrascht es nicht, dass der US-Dollar an Bedeutung verliert. Dies hat verschiedene Gründe. Am wichtigsten gilt allerdings das große Leistungsbilanzdefizit der USA. Dadurch, dass sich andere Währungen anschicken, den US-Dollar abzulösen könnte dies für die US-Regierung zunehmend zu einem Problem werden. Der Dollar würde zudem dann an Vertrauen einbüßen und könnte in einer Krise als großer Verlierer als Weltwährung abgelöst werden.
Dass die Bedeutung sinkt, zeigt sich derzeit bereits an verschiedenen Punkten. So ändern derzeit viele Zentralbanken ihre Währungspolitik und setzen nicht mehr nur auf den US-Dollar als Reservewährung. Stattdessen diversifizieren sie ihre Fremdwährungsreserven und setzten verstärkt auf Währungskörbe. Hierunter fällt beispielsweise auch die chinesische Regierung selbst. Dies wird nicht nur mit einem verringerten Risiko begründet, sondern auch mit der Tatsache, dass Währungsreserven gewinnbringender angelegt werden können, wenn sie aus unterschiedlichen Fremdwährungen bestehen.
Es gilt unter vielen Wirtschaftsexperten inzwischen als so gut wie sicher, dass der US-Dollar in den kommenden Jahrzehnten an Bedeutung verlieren wird und seinen Status als Weltwährung nicht behaupten können wird.
Größtes Problem: Freie Konvertierbarkeit
Üblicherweise müssen bedeutende Leitwährungen frei konvertierbar sein. Sie müssen also im Außenhandel frei und unbegrenzt getauscht werden dürfen. Beim Renminbi war dies nicht der Fall, inzwischen hat die chinesische Regierung jedoch nachgebessert und lässt den Umtausch auch außerhalb Hongkongs zu.
Nach wie vor ist der Yuan an den US-Dollar gekoppelt. Dabei gewährt die chinesische Zentralbank der Währung einen relativ geringen Spielraum. Um diesen Wechselkurs einzuhalten, nutzt die chinesische Zentralbank gezielte Devisenmarktinterventionen. In den letzten Jahrzehnten sorgte die Bindung allerdings für Kritik. Die chinesische Wirtschaft konnte durch die starke Unterbewertung des Yuan erst florieren. Die Kosten waren deutlich günstiger als in vielen Nachbarländern und setzten auch die westlichen Staaten unter Druck. Die USA gilt als eine der heftigsten Kritiker, allerdings stützt die chinesische Zentralbank durch umfangreiche Dollarkäufe auch die Staatsverschuldung der USA, sodass eine Aufwertung auch für die USA negative Folgen hätte.
Nachdem der Renminbi in den letzten Jahren mehrfach aufgewertet wurde und so die Kritik etwas leiser werden ließ, wertete die chinesische Zentralbank den Yuan im August 2015 überraschend und deutlich innerhalb von zwei Tagen um 3,5 Prozent ab, was die Kritik wieder aufkeimen lies. Allerdings soll die Abwertung bereits bis Ende 2016 wieder nach oben korrigiert werden.
Für den Renminbi stellt allerdings die Tatsache, dass die Währung gekoppelt ist und somit nicht frei konvertierbar, ein großes Problem auf dem Weg zur Weltwährung dar. Nach dem Trilemma des Wechselkursregimes hat ein Staat hinsichtlich seiner Währung drei Ziele:
- Autonome Geldpolitik
- Freier Internationaler Kapitalverkehr
- Feste Wechselkurse
Alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen, ist allerdings unmöglich. China setzt derzeit auf eine Variante, bei der autonome Geldpolitik betrieben wird und feste Wechselkurse genutzt werden. Dies bedeutet allerdings auch, dass der freie internationale Kapitalverkehr kaum in Renminbi stattfindet. Genau dies muss sich weiter verändern, wenn der Yuan den Dollar ablösen soll. Demzufolge gehen Beobachter davon aus, dass es irgendwann zu einer Entkoppelung kommen wird.
Renminbi wird internationaler
Eine Währung, die nur innerhalb eines Staates und weniger Nachbarstaaten gehandelt werden kann, kann nicht zu einer Leitwährung aufsteigen. Deswegen hat die chinesische Regierung die Vorgaben nach und nach gelockert. Inzwischen gibt es zahlreiche internationale Handelsplätze, die Renminbi anbieten dürfen. Eine davon ist der Finanzplatz Frankfurt am Main, das das Handelszentrum für die Währung in der Eurozone seit November 2014 feststeht. Davor waren Zahlungen nur in Asien, vor allem auf Hongkong möglich.
Welche Konkurrenten gibt es außer dem Renminbi?
Als härtester Konkurrent auf den Titel „Weltwährung“ gilt nach wie vor der Euro. Allerdings haben sich viele Hoffnungen hier nicht bestätigt. Während der Euro im ersten Jahrzehnt seiner Einführung an Bedeutung gewinnen konnte, verliert er in den letzten Jahren eher an Wichtigkeit. Grund dafür ist auch eine Vertrauenskrise, die durch interne Probleme der EU wie der Griechenlandkrise verursacht wurde. Es ist inzwischen keine Selbstverständlichkeit mehr, dass der Euro bestehen bleibt.
Das Britische Pfund eignet sich als Verfolger deutlich schlechter. Es gewinnt nicht an Bedeutung, sondern verliert eher an Wichtigkeit. Immerhin konnte der US-Dollar das Britische Pfund nach dem Zweiten Weltkrieg als Weltwährung ablösen. Seitdem wurde das Pfund er schwächer als bedeutender, was auch mit dem Zusammenbruch des Commonwealth zusammenhängt.
Auch der japanische Yen konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen bislang nicht bestätigen. Nachdem die Wirtschaft als eine der wenigen freien Marktwirtschaften Asiens lange Zeit hinter den USA die zweitgrößte Wirtschaft stellte, wurde sie 2010 durch China abgelöst. Der Staat litt zuvor in den 1990er-Jahren unter einer Deflationsspirale, die auch heute noch als das „verlorene Jahrzehnt“ bekannt ist.
Es scheint also derzeit keine Volkswirtschaft zu geben, die ähnlich wie China in der Lage ist, ein ausreichendes Wachstum zu generieren. Auch deswegen gilt der Yuan als Hauptkonkurrent zum Dollar, auch wenn seine Bedeutung noch deutlich zunehmen muss, um im Krisenfall als Alternative genutzt werden zu können.
Fazit: Die Bedeutung des Yuan
Wann der chinesische Yuan den US-Dollar als wichtigste Währung ablösen wird, ist derzeit nicht absehbar. Es steht jedoch außer Frage, dass der US-Dollar an Wichtigkeit verliert, während der Renminbi an Bedeutung gewinnt. China versucht zudem eindeutig, die Infrastruktur zu schaffen, die den US-Dollar unnötig macht. Auch wenn nicht klar ist, ob der Yuan von der Schwächung des Dollar profitiert, gilt die chinesische Währung mit Abstand als heißester Anwärter auf die Nachfolge.