Vorsicht vor dem Hexensabbat – Großer Verfallstag sorgt für Kapriolen!

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Hexensabbat

An vier Freitagen im Jahr zeichnen sich die Aktienkurse durch eine ungewöhnlich große Volatilität aus. Hintergrund hierfür sind jedoch weder Unternehmens- noch Branchennachrichten. In den USA ist der Tag auch als „Witching Day“ bekannt, sodass er im „Hexensabbat“ sein deutschsprachiges Äquivalent gefunden hat. Erfahrene Anleger lassen sich davon nicht überraschen, sondern kennen das Datum sogar im Vorfeld.

Was ist die Ursache für den Hexensabbat?

Grund für den Hexensabbat und seine hochvolatilen Kursbewegungen sowie ungewöhnlichen Volumina ist der dreifache Verfall von Terminkontrakten. Dies führt auf unterschiedliche Arten dazu, dass sich das Handelsvolumen deutlich erhöht.

Optionen laufen zu einem bestimmten Zeitpunkt aus. Sie lassen dem Anleger die Wahl, ob er sie ausüben möchte oder nicht. Hat er eine Kaufoption erworben und das Underlying ist eine Aktie, kann der Käufer darauf bestehen, dass der Verkäufer oder Stillhalter die Aktien zum vereinbarten Preis liefert. Dieser muss die Papiere dann zu einem höheren Preis an der Börse erwerben und an den Optionsinhaber liefern.

Ein Future verpflichtet den Anleger dazu, Basiswerte (wie Aktien) zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zum dann gültigen Preis zu verkaufen oder zu erwerben. Am Hexensabbat verfallen diese Futures, das Underlying muss also entsprechend gehandelt werden. Das führt dazu, dass je nach Art des Basiswertes die Futures zu den jeweiligen Zeiten fällig werden.

Allerdings sind die „normalen“ Handelsaktivitäten, die durch die Derivate verursacht werden, nicht der einzige Grund für die Kursänderungen. Stattdessen gehen die meisten Analysten davon aus, dass Großinvestoren in der Lage sind, Kurse in eine für sie vorteilhafte Richtung durch Käufe und Verkäufe zu bewegen, sodass sie beeinflussen können, ob eine Option oder ein Future für sie vorteilhaft ausläuft. Dies lässt sich allerdings nicht eindeutig beweisen, ist jedoch die einzige sinnvolle Erklärung für die hohen Volumina und Kursänderungen. Zudem ist der Hintergrundgedanke logisch: Wer beispielsweise eine Option darauf abgeschlossen hat, dass der MDAX über 19.500 Punkte schließt, kann versuchen, mit Aktienkäufen besonders hoch gewichtetet Titel des Index dafür zu sorgen, dass er dementsprechend schließt.

Der Hexensabbat ist also ein Tag, an dem die Kurse in einem besonderen Maße Spekulationen ausgesetzt sind. Dies wird vor allem an der sogenannten „Geisterstunde“ sichtbar. Die Volatilität nimmt in der Stunde vor dem endgültigen Verfallstermin noch einmal deutlich zu.

Warum sind die Auswirkungen so deutlich spürbar?

Die Geschäfte an den Terminmärkten umfasst in der Regel wesentlich größere Volumina als an den Kassamärkten. Der durchschnittliche Aktienumsatz der DAX-Titel beträgt beispielsweise zwischen acht und zwölf Milliarden Euro am Tag. An den Verfallstagen liegt er in etwa doppelt bis dreifach so hoch.

Grund dafür sind auch Käufe und Verkäufe, die von Derivateinhabern gezielt veranlasst werden, um die Kurse so zu verändern, dass die abgeschlossenen Terminkontrakte möglichst gewinnbringend enden.

Wann findet der Hexensabbat statt?

Als großer Verfallstag oder dreifacher Hexensabbat gilt immer der dritte Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember. Grund hierfür sind vor allem die Futures, die nur im Dreimonatstakt enden. Optionen auf Aktien und Indizes laufen hingegen monatlich aus, sodass der „kleine Hexensabbat“ deutlich häufiger stattfindet, dabei jedoch deutlich weniger spürbare Kurskapriolen verursacht. Dennoch wirkt auch der kleine Verfallstag so deutlich auf die Kurse, dass die Volatilität ungewöhnlich groß ist.

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Am dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember ist Hexensabbat

Der große Hexensabbat macht sich in der Regel schon mehrere Tage vor dem eigentlichen Ereignis bemerkbar. Die Volumina nehmen zu und die Kurse schwanken etwas heftiger als üblich. Die Volatilität und das Handelsvolumen wachsen dann fast immer langsam weiter und erreichen ihre Höhepunkte zur Geisterstunde, die eine Stunde vor Fälligkeitszeitpunkt, also gegen zwölf Uhr, beginnt. Doch auch danach beruhigt die Börse sich noch nicht. Grund hierfür ist, dass erworbene Wertpapiere nun häufig wieder auf den Markt gebracht werden.

In den nächsten Jahren sind die Termine für den Hexensabbat die folgenden:

2016 2017 2018 2019
März 18.03.2016 17.03.2017 16.03.2018 15.03.2019
Juni 17.06.2016 16.06.2017 15.06.2018 21.06.2019
September 16.09.2016 15.09.2017 21.09.2018 20.09.2019
Dezember 16.12.2016 15.12.2017 21.12.2018 20.12.2019

 

An der EUREX laufen Futures und Optionen zu den folgenden Zeitpunkten aus:

  • STOXX-Familie: zwischen 11:50 und 12 Uhr
  • DAX, TecDAX um 13:00 Uhr, der MDAX fünf Minuten später
  • Aktien um 17:30 Uhr

Das heißt, dass die Abrechnungspreise zum jeweiligen Zeitpunkt festgestellt werden, mit denen die Optionen und Futures bewertet werden. Als vorläufiger Höhepunkt des Hexensabbats gilt somit auch das sogenannte Fixing zur Mittagszeit. Häufig –allerdings nicht immer – kehrt sich die Marktentwicklung vom Vormittag dann in die entgegengesetzte Richtung um.

Die Zeiten unterscheiden sich im internationalen Vergleich jedoch etwas. So verfallen Derivate auf schweizerische Aktien um 17:20 Uhr, in den USA ist um 15:30 Uhr Stichtag und in Italien laufen sie sogar bereits am Vortag aus.

Aufgrund der hohen Absätze werden die Aktienkurse in der Regel erst ein bisschen später festgestellt als üblicherweise. Der DAX-Schlusskurs steht deswegen erst mit mehreren Minuten Verzögerung fest.

Kleiner Verfallstag

Außer dem Hexensabbat gibt es noch den kleinen Verfallstag. An ihm laufen keine Futures aus. Er liegt jeweils auf dem dritten Freitag des Monats. An Feiertagen kann er auch auf den davor liegenden Donnerstag fallen. Auch hier laufen eine Reihe von Terminprodukten aus, allerdings sind die Auswirkungen deutlich schwächer als am Hexensabbat.

Sollten Privatanleger den Hexensabbat nutzen?

Wichtig ist vor allem, dass Privatanleger im Vorfeld wissen, was der Hexensabbat ist und welche Konsequenzen dies auf die Kurse haben kann. Die starken Kursbewegungen können nämlich unter unwissenden Privatanlegern durchaus eine Panik auslösen. Rational begründbar sind die Kursänderungen zwar nicht, allerdings sind sie so gut wie nie ein Grund zur Besorgnis.

Grundsätzlich sind Investitionen am Hexensabbat mit besonderen und teilweise auch größeren Risiken verbunden. Die Kursänderungen geschehen in der Regel nicht aufgrund von nachvollziehbaren Nachrichten oder lassen sich durch charttechnische Trends vorhersagen. Stattdessen versuchen zahlreiche Investoren, die Kurse zu ihrem Vorteil zu verändern. Deswegen müssen Privatanleger an diesem Tag im Hinterkopf behalten, dass schnelle Kursbewegungen bei Aktien unter hohen Volumina nicht den Beginn eines neuen Trends anzeigen, wie zahlreiche Indikatoren hier jedoch nahelegen würden. Eine Investition aufgrund von Chartsignalen ist an diesem Tag also nicht empfehlenswert.

Allerdings kann es durchaus sein, dass sich speziell am Hexensabbat interessante Einstiegsmöglichkeiten ergeben. Wer also ohnehin das Investment in ein bestimmtes Wertpapier geplant hat, könnte es an diesem Tag günstiger erhalten. Ein Kauf ohne Limits ist jedoch sicherlich nicht empfehlenswert, da durch die hohe Volatilität gerade innerhalb der „Geisterstunde“ nicht sicher ist, dass Käufe zum entsprechenden Kurs durchgeführt werden können. Zudem müssen Teilausführungen und eventuell damit verbundene Mehrkosten einkalkuliert werden.

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Am Hexensabbat lassen sich Schnäppchen machen – niedrige Orderkosten vorausgesetzt

Nur aufgrund der hohen Volatilität ist jedoch nicht gesagt, dass Anleger ein Schnäppchen machen können. Zum einen ist es durchaus möglich, dass sich die Kurse hauptsächlich nach oben entwickeln, zudem kann es sein, dass sich Abwärtsbewegungen doch als Trend manifestieren und ein Kursabsturz folgt. Auch wenn sich die Kurse meist schon am nächsten Tag wieder auf ihrem ursprünglichen Niveau bewegen, bleibt dabei jedoch eine Restunsicherheit. Anleger sollten also dennoch auch die Nachrichten verfolgen und Investitionen mit Vorsicht tätigen.

Die meisten Anlegerschützer raten Privatanlegern sogar dazu, am dreifachen Verfallstag überhaupt nicht an der Börse aktiv zu werden. Wer dennoch ein Investment plant, sollte zumindest darauf achten, dass gerade Aktien, die nur mit geringeren Volumina gehandelt werden, besonders anfällig für Kursmanipulationen sind und deswegen häufig Ziel von Spekulanten werden.

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Hexensabbat für das Daytrading nutzen

Der Hexensabbat ist aufgrund der hohen Volatilität und der damit einhergehenden Gewinnchancen natürlich besonders interessant für Daytrader. Gerade Einsteiger sollten hierbei jedoch nicht vergessen, dass die Kursbewegungen keine rationale Grundlage haben und einzelne Marktteilnehmer bedeutenden Einfluss auf sie nehmen können. Dies kann im Vorfeld nur durch Insiderinformationen in Erfahrung gebracht werden. Daraus ergibt sich allerdings, dass der Hexensabbat ein unkalkulierbares Risiko darstellt, der sich für Day- und Swingtrader eigentlich ebenfalls nicht eignet. Vor allem Einsteiger sollten auf den Handel an diesem Tag verzichten.

Wer sich dennoch für das Traden am Hexensabbat entscheidet, sollte vor allem darauf achten, sein Risikomanagement strikt zu befolgen und sich nicht durch die starken Kursänderungen verleiten lassen, mehr Risiko als üblich einzugehen und bei starken Gewinnen und Verlusten Pausen einzulegen. Zudem eignen sich sehr kurzfristige Kontrakte an diesem Tag deutlich besser.

Vorsicht: CFD sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. Zwischen 74 % und 89 % der Kleinanlegerkonten verlieren beim Handel mit CFD Geld. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Eine Möglichkeit, den Hexensabbat gewinnbringend zu nutzen, ist, bereits einige Tage im Vorfeld Call- und Put-Optionsscheine auf den DAX zu erwerben. Wichtig dabei ist, dass die Optionsscheine keinen inneren Wert besitzen, also etwas aus dem Geld notieren. Die hohe Volatilität am Hexensabbat geht dann als Parameter in den Wert des Optionsscheines ein, sodass diese nur aufgrund dessen mehr wert sein können als am Kauftag. Noch dazu besteht die Möglichkeit, dass zumindest einer der Scheine am Hexensabbat im Geld notiert.

Ebenfalls möglich ist, die Kurssteigerungen oder den Kursverfall vor der Abrechnung des FDAX zu nutzen:

  • Zur Geisterstunde wird der DAX in einer Baisse normalerweise hochgekauft. Nach der Abrechnung werden die Wertpapiere für eine günstige Abrechnung wieder verkauft werden sollen.
  • Der DAX steigt also häufig und bricht kurz danach zusammen.
  • Wer Put-Optionsscheine mit einem sinnvollen Spread kauft, kann dadurch Gewinne erzielen.
  • Allerdings müssen Anleger darauf achten, dass das Risiko nicht zu groß ist.

Fazit:

Jeder Privatanleger sollte den Hexensabbat kennen und den Termin im Hinterkopf behalten. Auch wenn ein Investment Privatanlegern und gerade Einsteigern an diesem Tag nicht empfohlen werden kann, ist dies deswegen notwendig, um unnötige Verunsicherungen und Kurzschlusshandlungen zu vermeiden. Risikoaffine Anleger können auf unterschiedliche Arten vom Hexensabbat profitieren, sollten dabei allerdings ihre Verlustbegrenzung niemals aus den Augen verlieren. Vorhersagbar sind die Kurse aufgrund des hohen Anteils an spekulativen Trades nämlich nicht.

Leseempfehlung: Nicht nur mit langfristigen Wertpapieranlagen oder Daytrading kann man an der Börse Geld verdienen: An der Börse arbeiten ist wohl der am wenigsten risikobehaftete Weg, auch wenn der Job einige Skills voraussetzt.

Tilman schreibt seit 2017 für Aktien.net. Studiert hat er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seit mehr als zehn Jahren ist er freiberuflicher Online-Autor und hat unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, manager-magazin.de und Spiegel Online geschrieben. Gelernt hat er sein Handwerk aber ganz klassisch bei der Tageszeitung Main Post als Lokalreporter.

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