Was Privatanleger über Hochzinsanleihen wissen müssen

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Derivate

Hochzinsanleihen versprechen in Niedrigzinszeiten, die das Kapital der Sparer vernichten, doch noch eine ordentliche Rendite erzielen zu können. In den vergangenen Monaten konnten sie teilweise Megarenditen kassieren. Doch wie groß ist das Risiko und was müssen Privatanleger beachten?

Was sind Anleihen?

Hochzinsanleihen sind verzinsliche Wertpapiere. Der Anleger erhält ein Recht auf die Zinszahlung, die in einer schriftlichen Urkunde festgehalten ist. Außerdem erhält der Anleger zum Ende der Laufzeit seinen gesamten eingesetzten Betrag zurück. Anleihen können von Staaten oder Unternehmen herausgegeben werden. Gerade Unternehmen befinden sich besonders häufig unter den Hochzinsanleihen. Grundsätzlich gilt es bei einem Großteil der Staaten als wenig wahrscheinlich, dass sie zahlungsunfähig werden, während dies bei einem Unternehmen weitaus häufiger passiert.

Märkte Consors

Bei der Consorsbank können verschiedene Derivate gehandelt werden

Unternehmen können durch Anleihen Fremdkapital generieren, ohne dafür einen Bankkredit aufnehmen zu müssen oder Aktien auszugeben. Demzufolge erhält der Anleger auch keinen verbrieften Eigenkapitalanteil und auch keine Mitbestimmungsrechte.

Der festverzinsliche Teil der Anleihe kann in mehrere Teilschuldverschreibungen aufgelöst werden und die Anleihe auf diese Weise für Privatanleger interessant machen.

Was sind Hochzinsanleihen?

Hochzinsanleihen funktionieren genauso wie Anleihen, allerdings handelt es sich hierbei um Anleihen, deren Zinsen deutlich höher sind als üblicherweise. Da Rendite nicht ohne Risikosteigerung erhöht werden kann, bedeutet dies leider auch, dass das Risiko hier deutlich höher ist als bei anderen Anleihen.

Hochzinsanleihen sind zudem nicht nur als „High-Yield-Anleihen“ bekannt. Umgangssprachlich werden sie auch als Ramsch-Anleihen, Schrott-Anleihen oder Junk-Bonds (Müll-Anleihen) bezeichnet. Hieran schlägt sich auch sprachlich nieder, wie viel größer das Risiko im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen ist. Wer in Hochzinsanleihen investieren möchte, sollte sich deswegen darüber im Klaren sein, dass das Kreditrisiko bei diesen Anleihen enorm sein kann.

Um als Hochzinsanleihe klassifiziert zu werden, ist ein Rating erforderlich. Hier zeigt sich auch die Herkunft der Namen. Bewerten Unternehmen die Anleihen mit spekulativ oder sogar hochspekulativ und empfehlen deswegen die Investition nur eingeschränkt oder sogar gar nicht, werden die Anleihen aufgrund des hohen Rückzahlungsrisikos auch als „Junk“ bezeichnet. Die Rating-Agenturen gehen dann davon aus, dass Zahlungsverzögerungen wahrscheinlich sind und auch Zahlungsausfall möglich bis wahrscheinlich ist.

Hochzinsanleihen werden allerdings in zwei unterschiedliche Kategorien eingeteilt. So gibt es zum einen den Quality Junk und zum anderen den Real Junk. Anleihen, die mindestens ein BB oder B im Rating erzielen konnten, gelten als die hochwertigeren Hochzinsanleihen. Real Junk-Bonds verfügen hingegen über ein Rating von CCC oder noch schlechter.

Die höhere Ausfallwahrscheinlichkeit von Junk-Bonds gilt als unbestritten und wird auch durch empirische Studien gestützt. Allerdings ist auch die Durchschnittsrendite erforscht und durchaus ansehnlich. Blume/Keim haben in einer empirischen Studie des amerikanischen Kapitalmarkts zwischen 1977 und 1991 eine langfristige Durchschnittsrendite von über 10 Prozent ermittelt. Die Anleihen von Unternehmen mit höherer Bonität liegen mit 9,8 Prozent allerdings nicht all zu sehr darunter. Langfristige Staatsanleihen weisen mit einer Durchschnittsrendite von 8,9 Prozent allerdings schon einen Unterschied von 1,4 Prozent auf.

Wie hoch die Ausfallquote ist, hängt auch von der Wirtschaftsphase ab. Während Rezessionen kann die Ausfallrate weltweit auf rund zehn Prozent steigen. Durchschnittlich steht laut Moody’s einer Verlustrate von 0,06 Prozent jährlich im Investment-Grade-Bereich einer Ausfallrate von 2,8 Prozent im High-Yield-bereich gegenüber.

Geborene Junk Bonds und „Fallen Angels“

Grundsätzlich wird im Rahmen der Junk-Bonds zwischen zwei Arten unterschieden, geborenen Junk-Bonds und sogenannten gefallenen Engeln. Bei den Fallen Angels handelt es sich um Emittenten die eigentlich gut geratet wurden. Während der Anleihelaufzeit hat sich die Bonität jedoch verschlechtert, wodurch die Anleihekurse fallen und die Anleiherendite steigt. Dies war in den vergangenen Jahren beispielsweise bei einigen Staatsanleihen der Fall. Durch die Verschärfung der Staatskrisen hat sich dann das Risiko deutlich erhöht.

Demgegenüber zeichnen sich „Geborene Junk-Bonds“ durch folgende Merkmale aus.

  • Werden von Emittenten herausgegeben, die schlecht geratet wurden.
  • Der Gläubiger war sich bei Abschluss darüber im Klaren, dass das Risiko hoch ist.
  • Die Emittenten haben häufig keine andere Gelegenheit mehr, Fremdkapital zu erhalten.
  • Der Anleger geht davon aus, dass der Emittent wirtschaftlich wieder gesundet und deswegen seine Anleihen zurückzahlen können wird.

Geschichte der Junk-Bonds

Historisch gesehen wurden Junk-Bonds besonders häufig zur Unternehmensübernahme genutzt. Das übernehmende Unternehmen gründete für feindliche Übernahmen eine Dachgesellschaft, die nur mit wenig eigenem Kapital ausgestattet wurde. Es folgte die Ausgabe von Hochzinsanleihen, um damit die Übernahme zu finanzieren. Scheiterte das Vorhaben, ging die Dachgesellschaft in Konkurs und die Spekulanten erhielten nur einen geringen Anteil ihres Kapitals zurück. Gelang die Übernahme, wurden die Anleihen aus dem Vermögen des übernommenen Unternehmens beglichen. Auch Management-Buy-outs und Leveraged Buy-outs waren häufige Zwecke.

Folgende Meilensteine waren für die Junk Bonds besonders relevant:

  • Texas International Incorporated gilt als das erste Unternehmen, das Junk-Bonds emittierte. Im April 1977 wurden sie zu einem Nominalzins von 11,5 (fünf Prozent über der US-Prime Rate) ausgegeben.
  • Der Markt für Schrottanleihen stieg bis 1988 auf 146 Milliarden Dollar, bevor er völlig einbrach.
  • Im Mai 2001 gab WorldCom den größten Junk-Bond aller Zeiten mit einem Wert von knapp 12 Milliarden und einer Rendite von 8,3 Prozent heraus. Das Unternehmen meldete im Juli 2002 Konkurs an.

Sollten Privatanleger in Hochzinsanleihen investieren?

Als Privatanleger in Hochzinsanleihen zu investieren ist nur bedingt empfehlenswert. Es handelt sich hierbei auf keinen Fall zu einer Alternative zu Staatsanleihen. Das Risiko ist hingegen noch deutlich höher als bei der Anlage in Aktien.

Grund für die mäßige Eignung für Privatanleger ist auch, dass das Risiko für Privatanleger nur schwer eingeschätzt werden kann. Wichtig ist beispielsweise, aus welchem Grunde die Hochzinsanleihen herausgegeben wurden. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der Ausgabe, um Übernahmen zu ermöglichen, und der Finanzierung von länger anhaltenden Krisen. Auch der Hintergrund des jeweiligen Unternehmens ist von großer Bedeutung. So gibt es beispielsweise deutliche Unterschiede zwischen einem Energieunternehmen, das unter dem niedrigen Ölpreis leidet und einem jungen Fracking-Unternehmen, das dem gleichen Problem ausgesetzt ist. Gründe für die Anleihen und der Hintergrund  der Unternehmen sind also enorm wichtig und sollten immer durchleuchtet werden.

Für Privatanleger ist es jedoch nicht immer leicht, alle notwendigen Informationen zu erhalten und zu verstehen. Allein das Rating der Agenturen sollte niemals eine Geldanlage rechtfertigen. Zu häufig haben sie in der Vergangenheit zu spät auf Bonitätsänderungen reagiert oder die Unternehmenslage falsch eingeschätzt. Das hohe Risiko und die schwierige Informationslage sorgen dafür, dass High-Yield-Anleihen nur für Anleger mit langjähriger Kapitalmarkt-Erfahrung geeignet sind.

Fonds als Alternative

Für Privatanleger, die Investitionen in Hochzinsanleihen planen, sind Fonds im Vergleich zur Anlage auf eigene Faust die bessere Möglichkeit. Zum einen ist es für Laien sehr schwierig, das Risiko einer einzelnen Anleihe tatsächlich richtig einschätzen zu können. Zum anderen können durch Fonds die Risiken deutlich besser abgesichert werden. Auf diese Weise lässt sich das teilweise sehr große Risiko des Totalverlustes deutlich verringern. Eine gute Diversifikation sollte gerade bei Hochzinsanleihen beachtet werden.

ETF Consos

Fonds und ETFs sind eine gute Alternative, Quelle: Consorsbank

Privatanleger sollten zudem darauf achten, nicht zu viel ihres Erspartes in Hochzinsanleihen zu investieren. Je nach Risikotyp und Anlageziel empfehlen sich zwischen fünf und dreißig Prozent des gesamten Kapitals für eine riskante Anlage. Selbst die Fonds und ETFs, die Hochzinsanleihen nutzen, sind noch als höchstriskante Anlage einzuordnen. Auch wenn die Frustration über die niedrigen Zinsen bei festverzinslichen Geldanlagen derzeit hoch sein kann, sollten Anleger also nicht zu viel ihres Kapitals mit Hochzinsanleihen riskieren und maximal zehn Prozent in derartige Fonds stecken. Auch wenn derzeit der Markt vielversprechend zu sein scheint und zahlreiche Fonds in den letzten Monaten und Jahren zweistellige Renditen verkünden konnten, liegt dies auch am derzeitigen Marktumfeld. Sobald sich hier wesentliche Bedingungen ändern, könnten die Hochzinsanleihen deutliche Verluste hinnehmen müssen.

Zudem ergeben sich bei der Investition in Fonds deutlich mehr Ausstiegsmöglichkeiten und vor allem –zeitpunkte, als dies bei der direkten Investition in Hochzinsanleihen der Fall wäre. Während Fondsanteile jederzeit verkauft werden können, werden Anleihen nur selten kurzfristig ausgegeben. Wesentlich wahrscheinlicher ist ein Zeitraum von vier bis acht Jahren Laufzeit, sodass auch das erhöhte Laufzeitrisiko nicht zu unterschätzen ist.

Wann ist die Investition in Hochzinsanleihen sinnvoll?

Wichtig dafür, dass die Hochzinsanleihen durch die Unternehmen bedient werden können, ist vor allem ein günstiges Marktumfeld. Auch deswegen wirken hier ähnliche Zyklen wie an der Börse:

  • Eine Rezession geht mit Kurseinbrüchen einher.
  • Es folgen hohe Gewinne in einer Erholungsphase, weniger Unternehmen als befürchtet können ihre Anleihen nicht tilgen.
  • Unternehmen können Gewinne steigern und Verschuldung abbauen.
  • Sie erhalten bessere Bonitätsnoten, was zu Kursgewinnen bei der Anleihe führt.
  • Durch die guten Ergebnisse steigt die Risikofreudigkeit der Anleger, es werden mehr Anleihen
  • Die Konjunktur lahmt oder Kredite verteuern sich, was dazu führt, dass Hochzinsanleihen massenweise nicht bedient werden und ein Crash

Als problematisch gilt dabei vor allem der Vertrauensverlust im Rahmen von Krisen, wie beispielsweise 2008, als die Hochzinsanleihen weltweit durchschnittlich um fast ein Drittel einbrachen. Sinnvoller Einstiegszeitpunkt ist deswegen der Umschwung von Rezession zu Wachstum.

Fazit:

Hochzinsanleihen sind mit einem hohen Risiko verknüpft, das vor allem bei einer lahmenden Konjunktur zu einem großen Problem werden kann, jedoch auch durch eine höhere Rendite entschädigen kann. Für Privatanleger sind sie dennoch nur bedingt geeignet und vor allem in konservativen Portfolios fehl am Platz. Wer das Risiko zugunsten der höheren Rendite eingehen möchte, sollte als Privatanleger auf Fonds oder ETFs setzen. Auf diese Weise wird das Risiko verringert, mehr als zehn Prozent des gesamten Anlagevermögens sollte jedoch selbst in sehr gewinnorientierten Portfolios nicht investiert werden.

Leseempfehlung: Aktie oder Anleihe kaufen? Die richtige Wahl treffen!

Paul ist Autor von Aktien.net und schreibt seit 2016 für das Portal. Im August 2006 - Januar 2009 hat er eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bei der Allianz Versicherung absolviert. Hier war er unter anderem im Investmentbanking bei der Dresdner Bank (damals noch Teil der Allianz, heute Commerzbank) eingesetzt. Paul interessiert sich insbesondere für Aktienindizes, ETFs, Fonds, Rohstoffe und Anleihen.

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