Dass Staaten ihren Haushalt hauptsächlich über Kreditaufnahmen finanzieren, ist hinlänglich bekannt. Tagtäglich lesen wir die Berichte über steigende Verschuldung und geforderte Schuldenschnitte, gerade im Zusammenhang mit Griechenland und der aktuellen Eurokrise. Nun stellt sich die Frage, wer eigentlich die Gläubiger sind. Die überraschende Antwort darauf: Eigentlich kann jeder einem Staat Geld leihen. Denn über den Erwerb von Staatsanleihen auf dem Geldmarkt können Anleger verbriefte Rückzahlungsversprechen von Staaten erwerben, die über eine gewisse Laufzeit mit regelmäßigen Zinszahlungen verbunden sind. Einfacher ausgedrückt bedeutet das, der Anleger leiht dem Staat etwas vom eigenen Kapital und bekommt dafür bis zur Rückzahlung regelmäßig Zinsen ausgezahlt. Der Besitzer der Staatsanleihe wird somit zum Gläubiger und profitiert von einer der sichersten Anlageformen, die auf dem Kapitalmarkt erhältlich ist und deren Rendite sich durch die regelmäßigen Zinszahlungen ergibt. Die Zinsen sind bei Herausgabe der Staatsanleihen festgeschrieben und bleiben über die Laufzeit konstant, unabhängig von den Veränderungen des aktuellen Zinses. In diesem Zusammenhang spricht man hier statt vom Zinssatz auch vom Kupon. Das einzige Risiko besteht in einem Totalausfall der Zahlung bei einem kompletten Staatsbankrott. Ein Szenario, das zwar nicht gänzlich ausgeschlossen ist, angesichts der herrschenden internationalen Geldpolitik aber bei den meisten Industrienationen ausgesprochen unwahrscheinlich ist. Daher sind Staatsanleihen vor allem als Ergänzung zu einem Aktiendepot beliebt, denn als risikoarme Anlageform können sie bei einer sinnvollen Diversifizierung helfen (Mehr zum Thema: Aktie oder Anleihe? Die richtige Wahl treffen). Gängige Portfolio-Strategien empfehlen je nach persönlicher Risikoneigung einen Anteil von 30% bis 70% in sichere Staatsanleihen zu investieren. Besondere Sicherheit genießen hier die Anleihen europäischer Staaten, die in Euro ausgeschrieben werden und daher auch kein Währungsrisiko aufweisen, wie dies etwa bei US-Anleihen der Fall wäre. Die Anleihen der Eurozone werden als Eurobonds bezeichnet. Die größten Gläubiger von Staaten sind nach wie vor andere Staaten, aber durch die attraktive langfristige Anlagemöglichkeit in Staatsanleihen gehören zu den Gläubigern ebenfalls Banken und Finanzunternehmen, Industriekonzerne und auch private Anleger. Die Wertpapiere werden zum Ende der Laufzeit vollständig zurückgezahlt, sie können allerdings auch vor Ablauf der Laufzeit an einer Börse wieder verkauft werden. Dann kommen die zukünftigen Zinszahlungen dem Käufer zugute. Zu welchem Kurs die Anleihen gehandelt werden, hängt dabei vom aktuellen Zinssatz ab. Der Käufer hat genau dann einen Vorteil vom Erwerb älterer Anleihen, wenn diese einen höheren Zinskupon aufweisen, als die augenblicklich am freien Markt erhältlichen Zinsen. Dieser Mehrwert führt zu einem Kursaufschlag für die Anleihe. Das bedeutet, dass die Börsenkurse für Staatsanleihen immer gegenläufig zu den aktuellen Zinssätzen notieren. Fallen die Zinsen, wie dies in den letzten Jahren stetig der Fall war, dann nehmen die Anleihen an Kurswert zu. Der aktuelle Zinssatz wird durch den Leitzins vorgegeben, der in regelmäßigen Abständen von den Zentralbanken herausgegeben wird. Für den Euroraum ist dies die EZB. Mit Spannung werden die Sitzungen mit der Bekanntgabe der Leitzinsen von den Anlegern erwartet und diese Termine haben meist starke Auswirkungen auf die internationalen Kapitalmärkte. Denn nicht nur die Kurse von Anleihen hängen vom Leitzins ab. Auch auf die Aktienmärkte hat die Bekanntgabe eine Auswirkung, denn das Anlegerkapital fließt gewöhnlich bei einer Senkung der Leitzinsen zu einem beträchtlichen Anteil in Richtung der Aktienanlage, da diese dann eine bessere Rendite versprechen. Und auch der internationale Vergleich der Zinssätze ist von Bedeutung. Denn die Finanzmärkte sind hochgradig globalisiert und große Kapitalmengen können in Sekundenbruchteilen um die ganze Welt geschoben werden. Daher führen auch internationale Zinsdifferenzen zu starken Ausgleichsbewegungen in den Märkten. Lange Zeit galten Staaten als attraktive Schuldner, da die Rückzahlungsquote sehr hoch und damit die Anleihe als Wertanlage von unübertroffener Sicherheit war. Aber in Zeiten der Eurokrise ändert sich auch dies. Das Beispiel Griechenland hat gezeigt, dass auch Staatsanleihen von einem Totalausfall bedroht sein können. Dieses Emittentenrisiko war bisher eher bei Industrieanleihen ein Thema, es sollte aber natürlich vor jeder Wertanlage in Betracht gezogen werden. Um das Risiko zu beurteilen, helfen die Bewertungen sogenannter Rating-Agenturen. Diese ermitteln die Kreditwürdigkeit oder Bonität einzelner Staaten und geben diese in einem sogenannten Rating-Score an. Dieser wird meistens als Buchstabencode angegeben, so steht AAA für die höchstmögliche Bonität, C oder D dagegen für eine ausgesprochen schlechte. Die Angaben unterscheiden sich leicht zwischen den einzelnen Agenturen. Im Zusammenhang mit Staatsanleihen hat in letzter Zeit insbesondere Griechenland immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, da durch die anhaltende Finanzkrise und die daraus resultierende Zahlungsunfähigkeit der griechischen Volkswirtschaft das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte in die griechischen Anleihepapiere vollends verloren ging. So lag etwa im Jahr 2015 der Kreditscore für das Land nach dem Bewertungssystem der Agentur Fitch teilweise auf dem Niveau CCC, was für eine ausgesprochen schlechte Bonität steht. Zwar bürgen die europäischen Staaten in Form des IWF (Internationaler Währungsfond) für die Zahlungsfähigkeit, jedoch besteht immer noch ein Restrisiko einer kompletten Staatspleite Griechenlands, womit das Anlagevolumen unwiederbringlich verloren wäre. Vor diesem Hintergrund muss der attraktive Zinssatz griechischer Staatsanleihen immer bewertet werden. Wer Staatsanleihen kaufen will, muss sich zunächst einmal für eine Laufzeit entscheiden. Zur Auswahl stehen hier kurz-, mittel- oder langfristige Anleihen. Dabei laufen die kurzfristigen Anleihen weniger als 4 Jahre, der mittelfristige Bereich geht von 4 bis 8 Jahren und Anleihen mit Laufzeiten von mehr als 8 Jahren werden zu den langfristigen gezählt. Sie unterscheiden sich auch in der Frequenz der Zinsausschüttungen, so werden etwa die auf dem deutschen Finanzmarkt erhältlichen Tagesanleihen auch börsentäglich verzinst. Bei längerfristig laufenden Anleihen werden die Zinsen meist im jährlichen Turnus gutgeschrieben, es existiert auch ein Modell, bei dem die Zinsen zum Ende der Laufzeit komplett zusammen mit der Kapitalrückzahlung ausgezahlt werden. Um Anleihen zu kaufen, sind dieselben Voraussetzungen nötig, wie für den Kauf von Aktien oder Derivaten. Anleger müssen ein Depot bei einem Broker oder einer Bank eröffnet haben. Dabei fallen auch die üblichen Börsen- und Brokergebühren an. Um passende Anleihen aus dem unüberschaubaren Angebot herauszusuchen, bieten manche Banken wie zum Beispiel Consors ein Onlinetool an, mit dem Anleger die Anleihen nach verschiedenen Kriterien filtern können und damit beispielsweise Filterbereiche für Zinskupon, Restlaufzeit und Gebiet vorgeben können. Auf diese Weise lässt sich leicht eine Anleihe finden, die das aktuelle Depot nach den Kriterien der Diversifizierung sinnvoll ergänzt. Mit Staatsanleihen haben die Anleger die Möglichkeit, von der Fremdkapitalbeschaffung eines Staates zu profitieren. Da dieser als Schuldner eine sehr hohe Rückzahlungssicherheit bietet, gehören Staatsanleihen zu den sichersten Anlageformen und eignen sich gut, um ein Aktiendepot nach Diversifizierungsrichtlinien zu ergänzen. Mit ihrer langfristigen Ausrichtung, den vergleichsweise niedrigen Renditen und der hohen Sicherheit gehören Staatsanleihen zu den eher konservativen Anlageformen.
Was sind Staatsanleihen?
Dem Staat Geld leihen?
Was die Anleihen-Kurse bewegt
Rating und Scoring als Entscheidungshilfe
Tipps zum Kauf von Staatsanleihen
Fazit
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