Saudi Aramco: Wird der weltgrößte Börsengang ein Flop oder ein Erfolg?

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Rohstoff Öl

Es soll nicht nur der weltgröße Börsengang Saudi-Arabiens oder des Jahres 2019 werden, sondern die größte jemals durchgeführte Neuemission. Saudi-Arabien will den staatlichen Erdölkonzern Saudi Aramco an die Börse bringen. Etwa 1,6 bis 1,7 Billionen US-Dollar soll der Konzern an der Börse wert sein, wenn alles läuft, wie es Kronprinz Mohammed bin Salman geplant hat. Hier geht es wohlgemerkt nicht um amerikanische Billionen, die unserer Milliarde entsprechen, sondern um bis zu 1.700.000.000.000,- US-Dollar. Das wären fast 70 Prozent mehr als Apple oder Microsoft wert sind, die Ende 2019 beide jeweils etwas mehr als eine Milliarde US-Dollar wert sind.

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Hinweis: Investieren beinhaltet Risiken. Sie können (einen Teil) Ihre(r) Einlage verlieren.

Saudi Aramco in Stichpunkten

  • Weltgrößter Börsengang erwartet
  • Teilprivatisierung des staatlichen Ölkonzerns
  • Erwartete Einnahmen rund 26 Milliarden US-Dollar
  • Erwarteter Börsenwert 1,6 bis 1,7 Billionen US-Dollar
  • Einnahmen sollen u.a. Modernisierung Saudi-Arabiens finanzieren

Worum geht es?

Saudi-Arabien will mit Saudi Aramco nicht nur die weltgrößte Erdölfördergesellschaft privatisieren, sondern auch die Quelle des saudischen Reichtums – und damit auch des Reichtums und der Macht der Herrscherfamilie der Saudis.

Der Staat will allerdings nur einen Teil des erst 1980 abschließend verstaatlichten (siehe „Hintergrund“) Unternehmens verkaufen. Etwa 26 Milliarden US-Dollar sollen so eingenommen werden, immerhin mehr als beim bisherigen Rekordhalter Alibaba aus China.

Die Eckdaten

Die 1,6 bis 1,7 Billionen US-Dollar, die der Konzern dann wert wäre, wären ebenfalls rekordverdächtig. So wertvoll ist bisher kein Unternehmen, selbst Apple und Amazon nicht.

Eckdaten Aramco AktieAm 5. Dezember endete die Zeichnungsfrist für Investoren. Privatanleger können bereits seit dem 28. November die Aktie zeichnen. Weil in islamischen Staaten der Freitag der höchste Feiertag ist und nicht der Sonntag, wie bei den Christen, oder der Samstag, wie bei den Juden, enden die Fristen jeweils am Donnerstag.

Mit den Einnahmen will Kronprinz Mohammed bin Salman, der auch Verteidigungsminister und stellvertrender Premierminister ist, unter anderem die Modernisierung des Landes vorantreiben. Ein Teil des Geldes soll in das Bildungssystem investiert werden.

Wo wird die Aktie gehandelt werden?

Die Aktie wird an der saudischen Börse Tadawul in Riad gehandelt werden. Auch über den Xetra und die New Yorker Börsen kann das Papier wohl geordert werden. Ob auch die Berliner Tradegate Exchange Saudi Aramco aufnehmen wird, ist noch offen.

Aktuell gilt Saudi-Arabien trotz seines Wohlstandes nicht als Industrienation, sondern als Schwellenland und teilweise sogar als Frontier Market. Daher könnte es möglich sein, die Aktie indirekt auch über Schwellenland-ETFs zu kaufen.

Was sind die Stärken von Saudi Aramco?

Saudi Aramco kontrolliert ein Fünftel der weltweit kurzfristig verfügbaren Ölvorräte. Die Förderung in Saudi-Arabien ist zudem ausgesprochen preiswert, denn das Öl ist in guter Qualität vorhanden und leicht zugänglich. Es müssen also weder Ölbohrinseln gebaut werden wie beim britischen Öl noch muss es aufwändig aus Ölsanden gelöst werden. Auch teure Aufbereitungen wie in Venezuela sind nicht nötig, ebenso wenig Fracking.

Das Handelsblatt schätzt, dass Aramco nur 61,- US-Dollar Kapital je produziertem Fass Öl aufwendet, europäische oder US-amerikanische Ölkonzerne wie Exxon, Royal Dutch Shell oder BP dagegen rund 165,- US-Dollar, also fast das dreifache. Durch den hohen Marktanteil hat Saudi Aramco außerdem die Möglichkeit, selbst an der Preisbildung mitzuwirken.

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Die gute Ausgangssituation spiegelt sich in einer attraktiven Dividende wieder, die der Konzern wohl zahlen wird. 75 Milliarden US-Dollar an Ausschüttungen garantiert das Unternehmen den Aktionären schon jetzt.

Ein weiterer Pluspunkt ist die hohe Begeisterung in der Bevölkerung für das Projekt. Viele Saudis halten eine Investition geradezu für eine patriotische Pflicht und wollen Aktien zeichnen, auch die Herrscherfamilie selbst will investieren. Allein dadurch ist eine hohe Nachfrage gewährleistet.

Hinweis: Investieren beinhaltet Risiken. Sie können (einen Teil) Ihre(r) Einlage verlieren.

Welche Schwächen hat Saudi Aramco?

Die größten Schwächen von Saudi Aramco sind die unklaren rechtlichen Verhältnisse und die mangelnde Rechtsstaatlichkeit. Die Ölquellen befinden sich überwiegend gar nicht im Besitz des Unternehmens, sondern gehören weiterhin Saudi-Arabien. Saudi Aramco hat lediglich die Förderlizenz.

Außerdem ist das Land am Golf weder eine Demokratie noch ein Rechtsstaat. Das Center for Systemic Peace gibt dem Land auf seiner Skala von -10 bis +10 in Sachen Demokratie die schlechteste Note – und das unverändert seit 1945. Gezeigt hat sich das zuletzt auf drastische Weise beim Mord am Regimekritiker Jamal Khashoggi in der Türkei im Oktober 2018. Selbst China schneidet mit -7 deutlich besser ab.

Weltkarte politischer Regime mit Saudi-Arabien in rot markiert als autokratischer Staat..

Auf dem Demkratie-Index Polty IV erhält Saudi-Arabien -10 Punkte, die schlechteste mögliche Note. (Quelle: Ourworldindata.org)

Mit dem Mangel an Demokratie geht ein Mangel an Rechtsstaatlichkeit einher. Der Konzern entstand überhaupt erst aus der Verstaatlichung des zuvor zwischen 1972 und 1980 im Besitz von vier US-Unternehmen befindlichen Unternehmens. Nicht ausgeschlossen ist, dass Saudi-Arabien erneut Anteile verstaatlicht oder zumindest einen Teil der Einnahmen abzweigt, wenn das Land Geld braucht.

Was spricht für gute Zukunftsaussichten bei Saudi Aramco?

Mit dem Geld aus dem Börsengang soll die Saudi Vision 2030 umgesetzt werden. Dazu zählen auch Investitionen in Bildung. Sollte Saudi-Arabien sich wirtschaftlich modernisieren, könnte davon auch Saudi Aramco profitieren. Das Unternehmen würde dann leichter gutes Personal finden und könnte Entwicklungen in der Erdölförderung anstoßen, die sich ins Ausland verkaufen lassen.

Aufgrund der niedrigen Förderkosten könnte Saudi Aramco außerdem gut durch eine Absatzkrise wegen fallender Ölpreise kommen. Sinkt der Preis für Öl weiter, müssen viele Konkurrenten aufgeben. Das könnte einen weitergehenden Preisverfall stoppen. Saudi Aramco würde dann zwar weniger verdienen als heute, aber immer noch viel Geld.

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Was sind die Risiken beim Börsengang von Saudi Aramco?

Viele Risiken ergeben sich schon aus der großen Schwäche Saudi Aramcos, der mangelnden Rechtsstaatlichkeit. So sind neue Verstaatlichungen und andere Restriktionen immer denkbar. Die Verflechtungen zwischen Staat und Unternehmen sind kaum zu überblicken.

Denkbar ist auch, dass der Staat als Großaktionär das Management zu Aktionen drängt, die für andere Aktionäre ungünstig sind, z.B. die Beschäftigung von Arbeitnehmern, die eigentlich nicht benötigt werden. Der geringe Streubesitz ist hier ebenso ein großer Nachteil, denn die privaten Aktionäre können den Staat kaum überstimmen.

Hinzu kommen weitere Risiken aufgrund der Instabilität der ganzen Region, beispielsweise durch Terroranschläge.

Aber auch die geplante Dekarbonisierung könnte dem Unternehmen schaden. Zwar ist bisher kein dauerhafter Rückgang beim Verbrauch von Öl festzustellen, aber eine solche Entwicklung ist denkbar. Erdöl bleibt zwar für die Herstellung von Kunststoffen wichtig, doch der größte Teil wird bisher verbrannt, als Benzin im Auto, als Heizöl im Haushalt oder als Kerosin im Flugzeug. Einen Wegfall dieses Marktes würde auch eine steigende Nachfrage nach Kunststoffen vermutlich nicht auffangen können.

Fazit zur Saudi Aramco SWOT-Analyse

Trotz der geplanten hohen Dividendenrendite sollten Anleger vorsichtig sein. Saudi Aramco bleibt unter dem Einfluss des Staates und mit der Rechtsstaatlichkeit ist es in Saudi-Arabien nicht weit her.

Die Dekarbonisierung dürfte den Konzern nicht so stark treffen, wie von einigen Kommentatoren befürchtet, denn bei einem Preisverfall würden viele Konkurrenten aufgeben müssen. Die aktuellen Gewinne werden dann aber nicht mehr erreicht.

Daher gibt es für Investoren bessere Investitionsmöglichkeiten. Das zeigt sich auch darin, dass die großen Fonds und Vermögensverwalter die Aktie weitgehend zu meiden scheinen.

Saudi Aramco Pro und Contra

Pro
  • Stabile und hohe Einnahmen
  • Hohe Dividende
  • Niedrige Förderkosten
  • 25 Prozent der Ölreserven
Contra
  • Politische Instablität
  • Ölquellen gehören weiter dem Staat
  • Dekarbonisierung geplant

Hinweis: Investieren beinhaltet Risiken. Sie können (einen Teil) Ihre(r) Einlage verlieren.

Hintergrund

Der Name Aramco leitet sich von Arabian-American Oil Company ab. Das Unternehmen geht auf die Californian-Arabian Standard Oil zurück, damals eine Tochter der Standard Oil of California, der späteren Chevron Corporation. Die wiederum hat ihre Wurzeln in der 1911 zerschlagenen Standard Oil, jenem Ölkonzern des legendären John D. Rockefeller, das durch seine Größe und Macht die Einführung der Kartell-Gesetze in den USA überhaupt erst angestoßen hat.

Noch 1936, bevor erstmals Öl gefunden wurde, übernahm die Texas Oil Company die Hälfte der Anteile. Sie firmierte später als Texaco und ist seit 2001 Teil der ChevronTexaco. 1938 wurde dann in Saudi-Arabien Öl gefunden. Mit diesem Fund löste die Firma den Ölboom in Arabien mit aus.

1944 erhielt die Firma den Namen Arabian-America Oil Company. 1948 stiegen außerdem die Standard Oil of New Jersey (später Exxon, heute ExxonMobil) und die Socony Vacuum (später Mobil Oil, heute ebenfalls ExxonMobil) mit ein. Bis zum Beginn der Verstaatlichung hielt Mobil Oil 10,0 Prozent, die übrigen Konzerne 30,0 Prozent.

Schon nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kritik laut, dass die Förderländer zu wenig vom Ölboom profitieren würden, während die Ölunternehmen hohe Gewinne machten. Ab 1972 verstaatlichte Saudi-Arabien das Unternehmen. 1980 war das Verfahren abgeschlossen und seit 1988 trägt die Firma den Namen Saudi Aramco.

Hinweis: Investieren beinhaltet Risiken. Sie können (einen Teil) Ihre(r) Einlage verlieren.

Alternativen zu Saudi Aramco

Wer auf Erdöl setzen, aber keine Öl Aktien von Saudi Aramco kaufen will, der kann auch zu einem Erdöl-ETF oder einem Erdöl-ETC greifen. Damit lässt sich wahlweise direkt in Erdöl oder in Erdöl-Unternehmen investieren.

Zukunftsträchtiger erscheint aber eine Investition in moderne Technologien. Die Abwendung von fossilen Brennstoffen dürfte Saudi Aramco schaden, dagegen anderen Unternehmenswerten wie Lithium Aktien oder Wasserstoff Aktien nutzen. Aber es muss auch nicht unbedingt die Energiebranche sein. Auch BioTech Aktien sind eine nähere Betrachtung wert.

Wer dagegen eher auf Sicherheit setzt, kann sein Depot um Gold-ETFs ergänzen oder in Immobilien investieren.

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Tilman schreibt seit 2017 für Aktien.net. Studiert hat er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seit mehr als zehn Jahren ist er freiberuflicher Online-Autor und hat unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, manager-magazin.de und Spiegel Online geschrieben. Gelernt hat er sein Handwerk aber ganz klassisch bei der Tageszeitung Main Post als Lokalreporter.

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