Wohl jeder Privatanleger träumt davon, Börsentrends und Aktientrends rechtzeitig erkennen zu können, um von ihnen zu profitieren. In regelmäßigen Abständen tauchen Trendbranchen oder Börsenlieblinge auf, die die Rendite der Anleger deutlich steigern, wenn nicht sogar vervielfachen können. Allerdings gelingt es kaum einem Anleger, Trends rechtzeitig zu erkennen. Die Folge davon ist, dass der Trend häufig schon wieder vorüber ist und Anleger zu überteuerten Kursen einsteigen, um dann die Talfahrt oder zumindest Stagnation mitzugehen.
Würden Privatanleger Trends frühzeitig erkennen, könnten sie:
- alle Kurssteigerungen mitnehmen.
- Kursverlust vermeiden.
- Das Risiko minimieren, da eine Trendumkehr als Warnsystem funktionieren kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Unterschied zwischen Börsen- und Aktientrends?
Aktientrends betreffen grundsätzlich nur eine einzelne Aktie und deren Kursverlauf. Bei einem steigenden Kurs über einen mittelfristigen Zeitraum lässt sich von einem Aktientrend sprechen. Anhänger der Chartanalyse und des Swing- oder Daytrading sehen einen Aktientrend allerdings natürlich deutlich früher. Für sie reicht es aus, wenn kurzfristige aber eindeutige Kursbewegungen sichtbar werden, die innerhalb von Stunden bis Tagen wieder vorbei sind.
Börsentrends sind hingegen Trends, die einem Großteil der Aktionäre bekannt sind. Dies können beispielsweise Branchen, Bereiche von Branchen oder aber auch einzelne Aktien sein, die sich unter den Anlegern gerade besonders großer Beliebtheit erfreuen. Häufig decken sich Börsentrends auch mit der Aufmerksamkeit seitens der Gesellschaft. Ein aktuelles Beispiel hierfür sind Cannabis Aktien oder die Solartechnik und Hersteller von erneuerbaren Energien. Als die Gesellschaft für dieses Thema sensibilisiert worden war und auch die Regierung durch das EEG entsprechend reagierte, stiegen die Aktien von Solaranlagen-Herstellern deutlich. In den Medien wurde der Kauf empfohlen und dementsprechend haben auch Kleinanleger, die sonst nicht an der Börse handeln, in Solaraktien investiert.
Als Börsentrends werden vereinzelt jedoch auch die Richtungen bezeichnet, die ein ganzer Index eingeschlagen hat. So wird beispielsweise bei einem fallenden Markt von einer Baisse und bei einem sinkenden von einer Hausse gesprochen.
Im Rahmen von Trends sind Korrekturen durchaus üblich. Dennoch kann sich ein Trend direkt nach der Korrektur weiter fortsetzen. Ein stärkerer Einbruch des Kurses als erwartet ist jedoch auch ebenfalls keine Seltenheit.
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Nachteile bei Trend-Aktien und Börsentrends
Das Hauptproblem für Privatanleger ist die Tatsache, dass sinnvolle Trends nicht all zu leicht zu erkennen sind. Es handelt sich dabei um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die aufeinandertreffen müssen:
- Eine Zukunftstechnologie oder das Produkt muss bereits soweit etabliert sein, dass sie geschäftsfähig ist.
- Dennoch muss das Wachstumspotenzial groß sein.
- Es muss Unternehmen geben, die über ein tragfähiges Geschäftsmodell verfügen.
- Die Medien müssen über den möglichen Trend berichten und Investitionen empfehlen.
- Privatanleger und Investoren müssen auf den Zug aufspringen.
Damit alle Punkte erfüllt werden, müssen viele Voraussetzungen aufeinandertreffen. So sind beispielsweise Branchen im Vorteil, die eng mit dem Alltag der Anleger verknüpft sind und deren Produkte auch Laien leicht verstehen können. Das hilft dabei, dass diese in ihrer Bedeutung besser erfasst werden und wirklich vielversprechende Neuerungen auch als solche erkannt werden können.
Dass all diese Faktoren erfüllt werden müssen, stellt Privatanleger jedoch vor große Schwierigkeiten. Sie verfügen in der Regel nicht über ausreichend Kapital oder Risikofreudigkeit, um mehrere infrage kommenden Aktien oder Branchen abzudecken und so bereits ab der ersten Stunde bei einem Trend dabei zu sein. Ein Kauf nach den ersten Medienberichten kann sich ebenfalls als Fehlinvestition entpuppen. Entscheiden ist letztlich, dass sich ein tatsächlicher Trend entwickelt, es also ausreichend Nachahmer gibt. Wer früh investieren möchte, tut dies jedoch unter einem deutlich größeren Risiko, da dies noch nicht klar ist.
Die Folge: Privatanleger steigen in Trends zu spät ein und die meisten Trendaktien sind dann nur noch unnötig teuer. Häufig werfen sie noch keine hohe Dividende ab, da sich das Unternehmen oder die Branche erst etabliert. Manchmal ist noch nicht einmal der Turnaround erreicht. Auch die Kurssteigerungen sind in der Regel bereits kurz vor ihrem Limit, wenn Kleinanleger sich trauen, auch zu investieren.
Das führt dazu, dass die Aktienrendite zu gering ist, falls nicht eine deutliche Überwertung eingetreten ist und diese spürbar nach unten korrigiert – vorausgesetzt der Privatanleger ist nicht bereits ausgestiegen. Dies wäre jedoch vergleichsweise ungewöhnlich.
Leseempfehlung: In unserem Leitfaden „Aktien kaufen“ finden Sie eine Liste von Begriffserläuterungen & Tipps rund um das Thema Aktienkauf.
Welche Ursachen für Trends gibt es?
Trends entstehen fast immer dann, wenn ein Thema aufgrund der medialen Berichterstattung ausreichend im Bewusstsein der Privatanleger angekommen ist. Dies ist häufig bei folgenden Ereignissen der Fall:
- Bedeutende politische Entscheidungen wie umfangreiche Subventionen oder Verbote.
- Naturkatastrophen oder auch Anschläge und Konflikte.
- Neue Technologien, die im Alltag Platz finden und vergleichsweise leicht zu verstehen sind. Aktuelle Beispiele wären IT-Sicherheit, 3D-Druck oder künstliches Fleisch.
- Expertenmeinungen: Bekannte Analysehäuser oder auch Starinvestoren können die Meinung der Anleger deutlich ändern. Empfehlen sie Anlagen oder ziehen sich aus Unternehmen zurück, hat dies häufig weitreichende Folgen.
Darüber hinaus gibt es auch deutlich weniger deutliche Trends, die sich dennoch über Jahre oder sogar Jahrzehnte konsequent fortsetzen können. Die mediale Berichterstattung ist hier deutlich geringer, was eine Überbewertung häufig vermeiden kann. Hier stehen vor allem Zulieferer im Fokus oder Unternehmen, die Lösungen für spezifische und langanhaltende Probleme liefern. Zugleich lässt sich durch Neuentwicklung auch häufig absehen, welche Produkte in der Zukunft weniger gut verkauft werden können und welche Unternehmen deswegen Probleme haben könnten, falls sie keine Alternativen entwickeln.
Trends nicht auf den Leim gehen
Letztlich sind an der Börse nicht die Wirtschaftsdaten entscheidend, sondern die Nachfrage der Anleger. Es ist kein Geheimnis, dass diese nicht immer nur den wirtschaftlichen Daten folgt. Nur so können Spekulationsblasen überhaupt entstehen. Aktionäre sollten deswegen auch dann, wenn sie von Trends profitieren möchten, darauf achten, dass es sich um wirtschaftlich möglichst gut aufgestellte Aktiengesellschaften handelt.
Es gibt selbst bei geplatzten Blasen und Crashs Firmen, die sich halten und meistens innerhalb der nächsten Jahre als Marktführer etablieren können. Selbst wenn also Kurseinbrüche zu einem zeitweisen Verlust führen, können geduldige Anleger diese meist problemlos aussitzen, um dann von erneuten Aufwärtstrends zu profitieren.
Investiert der Anleger hingegen nur deswegen, weil es gerade einen Trend gibt, und alle dies tun, ist die Investition unnötig riskant. Hier droht dann nicht nur der Absturz der Aktie und vielleicht sogar ein Totalverlust, sondern der Kurs wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht noch einmal in diesen Sphären bewegen.
Während sich also überbewertete Aktien von zukunftsfähigen Unternehmen nach Einbrüchen häufig wieder erholen, weil das Wachstum die ehemalige Überbewertung wieder einholt, ist es im Rahmen von Trends nicht selbstverständlich, dass es sich tatsächlich um ein zukunftsträchtiges Unternehmen handelt. Anleger sollte deswegen immer im Rahmen einer Fundamentalanalyse prüfen, ob die Investition sich auch im Rahmen eines mittel- bis langfristigen Investments lohnen kann.
Wie erkenne ich Aktientrends?
Aktientrends zu erkennen, ist durch verschiedene Methoden der Aktienanalyse realisierbar. Für Vertreter der Fundamentalanalyse ist das Angebot und Nachfrage für die Kursbildung maßgebend. Spiegelt ein zu hoher oder niedriger Kurs nicht den fairen Wert der Aktie wider, ist mit einem späteren korrigieren zu rechnen. Unterbewertete Aktien mit positiven Entwicklungschancen gelten bei Fundamentalanalysten als optimal für den Einstieg.
Fundamentalanalysten vertreten die Meinung, dass Angebot und Nachfrage die Preisbildung auch bei Aktien übernehmen. Natürlich ist es dabei möglich, dass ein Kurs zeitweise zu hoch oder niedrig ist. Spiegelt ein Kurs nicht den fairen Wert des Unternehmens wieder, wird dieser sich mit der Zeit korrigieren. Fundamentalanalysten suchen deswegen vor allem unterbewertete Aktien und steigen ein, bevor der Markt dies entdeckt.
Trader nutzen vor allem die Chartanalyse zum Erkennen von Trends. Hier lassen sich durch verschiedene Indikatoren Trends identifizieren und gegebenenfalls auch bestätigen. Charttechniker gehen davon aus, dass Trends hauptsächlich deswegen entstehen und erhalten bleiben, weil sie sich selbst nähren. An der Börse gehört es zum Alltag, dass sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsbewegungen von Aktienkursen in einer Heftigkeit geschehen, die irrational ist. Der bekannte Mathematiker Benoît Mandelbrot stellte beispielsweise sogar die These auf, dass Märkte permanent völlig irrational reagieren. Das bedeutet, dass es keinen anderen Grund für Trends gibt, als dass die Marktteilnehmer daran glauben, dass sich der Trend fortsetzt. Erst wenn sie an fallende Kurse glauben, kehrt sich der Trend um und alle verkaufen.
Das führt dazu, dass sich Trends anhand von charttechnischen Signalen identifizieren lassen können. Allerdings ist dies in der Praxis nicht ganz so leicht, wie die Theorie dahinter klingt. Es gibt verschiedene Indikatoren und Oszillatoren, die im Rahmen der charttechnischen Analyse genutzt werden und fast jeder Analyst schwört auf seine eigene Auswahl an genutzten Signalen. Allein dies zeigt bereits, dass die Chartanalyse nicht so eindeutig ist, wie viele Theoretiker hoffen.
Wie wichtig ist es, Trends zu entdecken?
Den richtigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen wird vor allem von Privatanlegern überbewertet. Selbst professionelle Fondsmanager schaffen es kaum, im Rahmen einer Market-Timing-Strategie langfristig den Markt zu schlagen. Das bedeutet, dass Anleger besser möglichst viele unterschiedliche Einstiegspunkte nutzen sollten, um auf diese Weise schlechte Einstiegszeitpunkte auszugleichen. Als wesentlich wichtiger gilt es, die richtigen Aktien zu kaufen und vor allem das Portfolio ausreichend zu diversifizieren.
Fazit:
Trends sind für mittel- bis langfristig orientierte Anleger häufig ein zweischneidiges Schwert. Wer zu spät investiert, erhält die Aktien zu zu hohen Kosten und kann deswegen von der Rendite nicht all zu viel verbuchen. Auf der anderen Seite steigt das Risiko bei einem frühen Anstieg deutlich an. In der Regel ist es jedoch ohnehin gewinnbringend genug, regelmäßig zu investieren und dann auch über einen längeren Zeitraum investiert zu bleiben. Auf diese Weise lassen sich die langfristigen Kursgewinne mitnehmen, ohne dass Privatanleger sich ständig mit Aktien und ihrer Über- oder Unterbewertung auseinandersetzten müssten.